"The hardest thing to do is something that is close…
Im Herzen der Donaumetropole Wien verfolgen zwei musikalisch äußerst bewanderte Kreativgeister das ehrenhafte Ziel, einem ganzen Musikgenre einen komplett neuen Anstrich zu verpassen. Wer sich die beiden Schönbrunner Gloriettenstürmer jedoch ansieht, würde optisch auf Rap schließen, vielleicht Indie oder EDM. Doch nein, die Gloriettenstürmer sind im Feld der Schmonzetten daheim, machen sie schließlich Schlager. Uff, da muss man schon einmal schlucken, bei den sofort kommenden Assoziationen an Michael Wendler oder gar den Amigos, die zwar ohne Probleme den Fuhrpark deines deutschen Lieblingsrappers kümmerlich erscheinen lassen können, aber trotz ihrer „Money Moves“ den Coolnessfaktor von Unterwassergymnastik aufweisen.
Einen Weg für die Befreiung des Genres aus dieser Geiselhaft fanden die Schönbrunner Gloriettenstürmer tatsächlich vor. Zwar kommt auch ihre Musik mit reichlich Kitsch und Schmalz um die Ecke, bietet aber noch ganz andere Gefühlsebenen auf und verfügt unüberhörbar über Ecken und Kanten. Ihr Schlager hat somit gar nichts mit irgendwelchen Sangria-Hymnen aus Lloret del Mar oder „Musikantenstadl“-Schunkelnummern gemein. Stattdessen atmet Stürmer-Musik HipHop-Flavor, wovon nicht zuletzt die Videos mit Street-Cred zeugen. Die genretechnische Selbstzuordnung zum „New Wave Chanson“ ist daher definitiv stimmig, in Frankreich wären die beiden mit dieser Musik wohl auch schon Stars. Hierzulande müssen sie sich teilweise noch mit Unverständnis herumschlagen. Noch.
Exemplarisch für den musikalischen Zugang der Stürmer steht die von bedingungsloser Liebe durchzogene Ode an das „Fensterln“, „Lass heute Nacht“. Bei so einem Thema haben sich in der Vergangenheit schon manche das Genick gebrochen (wie auch beim „Fensterln“ selbst), bei den Stürmern hingegen besteht die musikalische Leiter, die den Weg direkt ans Glück ebnen soll, aus äußerst stabilen Brettern. Das dazugehörige Video besticht durch einen schillernden Kontrast aus Semino-Rossi-Bergpanorama und hedonistischem Größenwahn der Marke US-Rap. Eben Stürmer-Style.
Der kommt auch beim neuen Remix zu „Lass heute Nacht“ zur Geltung, der sich im Vergleich zum Original in einem komplett anderen musikalischen Gerüst zeigt. Denn DiskoJürgen kreierte für den Remix einen trappigen ATL-Beat inklusive zittriger Hi-Hats (abgedroschene Phrase, aber ist nun einmal so) und knallendem Bass, perfekt für das Soundsystem deines getunten Honda Civic geeignet und zugleich ideale Unterlage für die Wiener Rapper Shawn The Savage Kid und Jugo Ürdens, die gewohnt kompromisslos an die Sache herangehen. Wer jetzt fragt, wo die Stürmer gesanglich hier noch vorkommen: Die Hook ist natürlich dem Original entnommen, wenngleich nun mit einer kräftigen Portion Autotune versehen. In der Summe also ein schmucker Remix zu einem ohnehin schon schmucken Song.
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