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Lehnt euch zurück & relaxt: Total Chaos „5W“ Re-Issue // Download

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Total Chaos 5W
Cover zu „5W“ von Total Chaos

Vergangenes Jahr trafen wir Total Chaos, eine dieser Rapgruppen, ohne die sich die Raphistorie Österreichs nicht erzählen lässt, zu ihrem wohl letzten Interview. Ein Thema dabei: Das zweite Album der Tiroler namens „Werwaswannwiewo“ bzw. „5W“, 1997 über das deutsche Label MOTIVE erschienen und seit 1998 nicht mehr regulär erhältlich. Die Zeit für ein Re-Issue war also definitiv gekommen. Seit März ist die Neuauflage des „Austro-Rap“-Klassikers über hhv.de erhältlich — re-mastert und mit zwei bisher unveröffentlichten Tracks („Mach die Augen zu Remix“ und „Interlude“) versehen. Dem Sound der Platte hat die Überarbeitung gut getan, die Produktionen von d.b.h. haben trotzdem nichts an ihrem ursprünglichen Charme verloren. „Solche Beats haben die Leute bis dahin noch nicht wirklich gekannt, wir hatten schon so einen Mobb-Deep– und DITC-Flavour“, beschrieb d.b.h. im The-Message-Interview den Sound von „5W“. Die Sample-Auswahl hatte daran maßgeblichen Anteil. Apropos Mobb Deep: Die Idee, „Tohubohu Part 1“ von Marc Moulin zu sampeln, hatte d.b.h. Jahrzehnte vor The Alchemist, der selbiges für „Waterboarding“ von Mobb Deep 2011 verwendete (sonst noch Roc Marciano für „Shit Hard“ und Handsome Boy Modeling für „Waterworld“, aber das ist eine andere Sache).

Auf die Beats bezogen, ist die Platte aus besagten Punkten 2016 absolut hörbar. Ihr Alter wird aber anhand der Raps deutlich, die mit heutigen Standards nicht zu vergleichen sind. Im zeitlichen Kontext gesehen sieht die Sache natürlich anders aus. Aus dieser Perspektive hat Manuva eine starke Leistung hingelegt. Die damaligen Props waren mehr als begründet.

Die Platte haben wir 1994/95 gemacht, rausgekommen ist sie dann Ende 1996. Wir wussten schon, dass wir damit etwas geschaffen hatten, wo man dahinterstehen kann. Als Musiker kennt man das, ein halbes Jahr später bist du schon wieder unzufrieden damit und man will das Nächste machen. Das war schon sehr frustrierend, gleich am Anfang das so zu sehen. Das Feedback unserer Leute war aber durchgehend wirklich gut und das hat uns auch durchhalten lassen – Manuva

Dass „5W“ über ein deutsches Label erschien, überrascht nach dem Hören der Platte nicht: Gerappt wird auf Hochdeutsch, die österreichische Herkunft ist akustisch kaum auszumachen. Dies trifft nicht nur auf Manuva, sondern ebenso auf die Featuregäste aus Linz, Texta, zu. Dialekt war in Österreich schließlich erst Jahre später Programm. Weitere Features kommen vom Blumentopf, für die Total Chaos einige Male die Vorgruppe machten:

Wir waren damals für alle größeren Gruppen die Lieblingsvorband, weil wir jazzig-smooth waren, schönes Intro halt. Und wir waren nur zu zweit, das heißt die Kosten waren niedrig (lacht). Wir waren zweimal mit Blumentopf, zweimal mit Eins Zwo und mit Too Strong unterwegs und das waren jeweils immer 30 Konzerte am Stück. Wir waren damals dann auch bei Four Music im Booking gesignt und da haben wir wirklich eineinhalb Jahre lang an fast jedem Wochenende in Deutschland gespielt. Das waren auch noch andere Zeiten, da sind noch 200 bis 300 Leute irgendwo in Deutschland auf ein Total-Chaos-Konzert gekommen. – Master d.b.h.

„Werwaswannwiewo“ ist ein Stück österreichische Rap-Geschichte, das man dank hhv wieder in Händen halten darf. Da die Zeit in der Musikindustrie seit „5W“ nicht stehen geblieben ist, gibt es die ganze Platte zusätzlich als „name-your-price“-Angebot auf Bandcamp.

See Also

Samples:

01. Intro
02. Werwaswannwiewo: „New Spaces“ von The John Payne Band (1976)
03. Komm versteh‘: „Starlight and You“ von Lonnie Liston Smith and The Cosmic Echoes (1977) bzw. „All Night Long“ von Mary Jane Girls (1983)
04. Interlude
05. Oft wunder ich mich: „The School Boy“ von David Axelrod (1969)
06. Schwoazanegga
07. Sinnflut
08. Zukunftsmusik ft. Blumentopf: „Tohubohu Part I“ von Marc Moulin (1975)
09. An alle
10. Interlude
11. Von Stadt zu Stadt ft. Flip
12. Nah und doch so fern
13. Mach die Augen zu (Unreleased Remix)
14. Interlude
15. Alpenpanorama ft. Blumentopf & Texta:
Faded Lady“ von SSO (1976) bzw. „You’re Getting a Little Too Smart“ von Detroit Emeralds (1973)
16. Outro