1/3 Instrumentals, 1/3 Underground-Deutschrap, 1/3 Emotrap, wo hoid jemand bissi…
In dieser Reihe widmen wir uns monatlich den neuen Releases der Beat- und Instrumental-Szene. Das Meer an großartigen Beats wird von Tag zu Tag größer und nur die wenigsten Produzenten erhalten gerechtfertigte Credits. Darüber hinaus gibt es regelmäßige Instrumentalreihen – viele der Projekte gehen allerdings in der Flut an Releases einfach unter und werden nicht mit einem eigenen Artikel gewürdigt. Dennoch sind sie relevant genug, um ihnen eine Plattform zu bieten.
9th Wonder – Zion II
9th Wonder zählt seit langem zu den fleißigsten Beatmakern der „klassischen“ Riege und kann getrost zu deren Elite gezählt werden. Vergangenes Jahr ist der Labelboss von Jamla Records etwa als Hauptproduzent des Albums „Laila’s Wisdom“ seiner Labelkollegin Rapsody in Erscheinung getreten, auch auf dem jüngsten Kendrick-Lamar-Album „DAMN.“ hat er mit „DUCKWORTH.“ einen wunderbar souligen Beat beigesteuert. Nun widmet sich der Produzent aus North Carolina wieder einem Instrumental-Release. Mit 43 Tracks und knapp zwei Stunden Laufzeit erscheint der zweite Teil seiner „Zion“-Serie zwar etwas überladen, doch qualitativ gibt es nichts einzuwenden – 9th Wonder liefert durchwegs solides Material mit seinem gewohnten Trademark-Sound. Immer angenehm zu hören. – Simon Nowak
The Alchemist – French Blend | French Blends Pt. 2
In seiner Laufbahn hat sich der Loop-Kaiser The Alchemist schon zwei regionsspezifischen Instrumentalwerken gewidmet, wobei er sich jeweils ausschließlich auf Samples aus einem Land beschränkt hat. Auf „Russian Roulette“ und das besonders gelungene „Israeli Salad“ folgte nun in zwei Teilen mit „French Blends“ Sample-Material aus der frankophonen Welt, das The Alchemist in gewohnt wohlklingender, psychedelisch angehauchter Manier weiterverarbeitet hat. Straight Heat – besonders der zweite Teil. – Simon Nowak
C-Lance – Mentalz Volume One
Zugegeben, ich war früher nie ein großer C-Lance-Fan. Die Aversion stammt aus der Zeit, als er Stoupe als Hauptproduzenten von Jedi Mind Tricks (bzw. Frontmann Vinnie Paz) ersetze. Dessen extravaganten, häufig auf Klassik-Samples basierenden Beats waren zwar von Dramatik geprägt, allerdings stets mit viel Feingefühl arrangiert. Daran konnte C-Lance nie wirklich anknüpfen. Er hat es merklich versucht, doch seine Instrumentals (außer vielleicht „Willing a destruction onto Humanity„) stellten keinen Kontrast mehr zu den Hardcore-Lyrics von Vinnie Paz/JMT dar, sie waren beliebig austauschbar. Einige Jahre später kann ich mit weniger voreingenommen „Mentalz“ – das erste Instrumentalalbum des Bostoners – anhören. Es bietet durchwegs solide produziertes Material mit überraschend viel musikalischer (Trap-Elemente) und emotionaler Abwechslung, wirkt zeitweise aber etwas überladen und in seinen Ausprägungen übersteigert. Highlights: Die beiden in gemächlichem Tempo gehaltenen, melancholisch anmutenden Tracks am Ende. – Simon Nowak
Knxwledge – WT.12_ | WT.12.8_ | HX11.8
Im Dezember lieferte Knxwledge die x-ten Erweiterungen seiner Reihen „WrapTaypes“ und „Hexual.Sealings.“ Fraglich bleibt, ob sich der begnadete Produzent aus Los Angeles in nächster Zeit dazu aufraffen kann, wieder mal ein „richtiges“ Instrumentalalbum auf den Markt zu bringen. So stark die laufend veröffentlichten Tapes auch sind, seine bis dato letzten Solo-LPs – „Kauliflower“ und „Hud Dreems“ – wirken doch überzeugender ausproduziert und haben sich dadurch weitaus nachhaltiger eingeprägt. – Simon Nowak
Tomppabeats – Arcade
Als erst 20-Jähriger hat Tomppabeats bereits eine interessante Vita als Produzent vorzuweisen. Was vor einigen Jahren mit über Vine vertriebenen Beat-Ausschnitten begonnen hat, geht nun mit seinem zweiten Longplayer weiter, der wie das 2016 erschienene Debüt „Harbor LP“ auf Platte via Vinyl Digital erschienen ist. Auch „Arcade“ ist von soulig-smoothen Klängen geprägt, doch erreulicherweise ist es im Vergleich zum Vorgänger stimmiger ausproduziert. – Simon Nowak
FloFilz – Re:Verse
Nicht wirklich neu, aber irgendwie auch schon. Vor einigen Jahren veröffentlichte FloFilz mit „Keineideeistneu“ und „Some More Remixes“ zwei Remix-EPs von Tracks zahlreicher Oldschool-Legenden von A Tribe called Quest über Nas und The Artifacts bis hin zu Big L oder Edo G. Die Instrumentals dazu gibt es jetzt gesammelt auf „Re:verse“ zu hören. Schöner Einblick in das Frühwerk des Aacheners, der mittlerweile bei MPM zu Hause ist, die Verbindung zu seinen Wegbereitern von Radio Juicy offensichtlich nicht verloren hat. – Simon Huber
El Jazzy Chavo – Mirage
Auf „Mirage“ liefert El Jazzy Chavo angenehm-staubige, nächtliche Vibes im BoomBap-Mantel. Zwar sind die 14 Tracks von einer eher düsteren Amstophäre getragen, doch letztlich überwiegen die entspannten Elemente. Das jüngste Werk des Griechen eignet sich also speziell für Heimwege, aber auch für zu Hause hervorragend als musikalischer Begleiter. – Simon Nowak
Thelonious Coltrane – Universe
Eine Zeit lang wurde es vergleichweise ruhig um „Beatshizzle’s meisterwähntesten Produzenten“ Thelonious Coltrane. Dass besagte Ruhe nur die vor dem Sturm ist, war abzusehen, erwartet uns schließlich in nächster zeit wieder einiges an neuen Releases. Alleine im Dezember waren es drei an der Zahl, wobei „Week“ und „Second Week“ eher als (durchaus gelungene) Sidekicks zu sehen sind. „Universe“ ist das nächste Coltrane’sche Album in digitaler Form und ganz nebenbei gibt es auch noch ein Remix-Album namens „T12“, auf dem Tracks von illustren Gästen wie AzudemSK, High Risk Area, Die Kraszesten oder Omaure einen neuen Anstrich bekommen. Produktivität sein Vater iz da! – Simon Huber
Daily Concept: IAMPAUL – Daydream/Nightwalk // Soulmade – Kvintesenco
Gleich 2 neue Werke erschienen im Dezember über Daily Concept. Eines davon – „Daydream/Nightwalk“ – stammt von IAMPAUL, der bislang hauptsächlich im Hintergrund der DC–Kulissen tätig war und unter anderem beats für dude26, Chezz&DAM oder Beppo S. & Peter B. produzierte. Mit „Daydream/Nightwalk“ erscheint nun sein erstes Solorelease über Daily Conecept, nachdem er zuvor ein Remix-Album veröffentlichte und bereits im November den Auftakt einer neuen Instrumentalserie aus Leipzig („Golden Ticket Tapes„) beisteuerte.
Auch SOULMADE, seines Zeichens auch als Damian von Chezz&DAM als Rapper aktiv, hat auch als Produzent schon einiges vorzuweisen. „Kvintesco“ erschien ebenfalls am 23. Dezember relativ unspektakulär und kommt im klassischen SOULMADE-Gewand.
GrandHuit & Atamone – Venture
Auf „Venture“ treffen zwei Produzenten mit interessanten Wurzeln zusammen. GrandHuit stammt aus dem französischen Überseegebiet Réunion, sein Compadre Atamone ist im nordkanadischen Yellowknife aufgewachsen. Die beiden sind nach Montreal gezogen und machen nun erstmals gemeinsame Sache. Das über Tour De Manège erschienene Album ist als zweiter Teil der vom Labelkollegen GooMar gestarteten Serie „Astral Factor“ weitgehend samplebasiert, beinhaltet dabei verstärkt experimentelle und natürlich spacige Klänge. – Simon Nowak
Mett & Toet – Spliff Tape
Bereits zum dritten Mal treffen Duisburgs Vorzeigeproduzenten Mettphonic und toetensen (Gibt es in Duisburg auch andere Produzenten? Frage für einen Freund.) zusammen, um ein Split-Tape zu produzieren. Das „Spliff Tape“ erscheint wie gewohnt über Purple Urkle und reiht sich nahtlos in die Diskographie des von toetensen geführten Mini-Labels ein. Chillige Beats, die wie der Titel vermuten lässt, bei gemütlicher Atmosphäre konsumiert ihre Wirkung am besten entfalten. Nicht übermäßig aufregend, aber das soll es vermutlich auch nicht sein und schmälert den Grad an Dopeness keineswegs. – Simon Huber
Jawn Rice – Highlights
Mit einigen Highlights bestückt ist das gleichnamige Beattape von Jawn Rice, erschienen über das norwegische Label Mutual Intentions, das etwa auch die musikalische Heimat von Fredfades und Ivan Ave ist. Der smoothe Signature-Sound charakterisiert auch die Debüt-Veröffentlichung von Jawn Rice, der neben Funk- und Jazz-Sounds auch verstärkt Deep-House-Elemente einbaut. Ein sehr gelungenes Erstlingswerk. – Simon Nowak
Kaidi Tatham – Hard Times
Der Belfaster Multiinstrumentalist Kaidi Tatham steht für groovende, mit charakteristischen Basslines versehene Sounds. Ihn in eine musikalische Schublade zu stecken, ist aber ein schweres Unterfangen. Auf seinem jüngsten Release bewegt er sich stilistisch irgendwo im Fusionsbereich von Nu-Funk und elektronischen Klängen. Das stimmige Werk „Hard Times“ (Nomen non est omen!) ist der Nachfolger der ebenfalls mit vier Tracks bestückten, jazzlastigeren EP „Changing Times“ und wie der Vorgänger über das britische Qualitätslabel First Word Records erschienen. – Simon Nowak
MxBeatz – Journey EP
Fast 4 Jahre nach seinem ersten Album „Natural Dopeness“ veröffentlich der Grazer MxBeatz eine neue EP – „Journey“. In der Zwischenzeit arbeitete er hauptsächlich mit seinen Grazer Rapkollegen oder als Mitinitiator des „Beat Connaisseur’s Club“. Er selbst bezeichnet die neue EP als „Grundstein“ für sein weiters musikalisches Schaffen, insgesamt wirkt die Melange aus TripHop, klassischen Samplebeats und elektronischen Einflüssen ausgereifter, als es noch bei seinem (durchaus gelungenen) Debüt der Fall war. Am besten kommt der Stil wohl beim Video zu „Libelle„zur Geltung , das mit Ausdruckskünstlerin Bianca Braunesberger umgesetzt wurde. – Simon Huber
Guggenz – After Hours
Entspannte, melodische Sounds, bei denen verstärkt elektronische Elemente zur Geltung kommen, stehen bei Guggenz an der Tagesordnung. Sein neues Werk „After Hours“ hat der Beatbastler aus Minnesota (brr, dort hat es momentan übrigens an die -20 Grad) simpel und eingängig gestaltet, durchwegs solide. – Simon Nowak
Aywee Tha Seed – Flyin‘ High | Unlockin‘ Doors
Mit „Flyin‘ High“ und „Unlockin‘ Doors“ hat Aywee The Seed im Dezember gleich zwei Instrumentalalben veröffentlicht. Ersteres widmet der Franzose seiner Zeit als B-Boy Anfang der 1990er-Jahre, als er nach der Schule fleißig geübt hat und in weiterer Folge auch enen Wettbewerb gewonnen hat. Tendenziell wirken die Instrumentals auf dem Beattape „Flyin‘ High“ rauer als auf „Unlockin‘ Doors“, das vermehrt experimentelle, teils elektronische Züge aufweist. – Simon Nowak
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