Unter dem Motto „Straight Outta Quarantine“ ist vergangene Woche die zweite Ausgabe der „The Message Cypher“ mit Parts von Def Ill, Yo!Zepp, Kizmet und Miss Weirdy erschienen. Ein ähnliches Format hat das Team von Open Minded mit den „Lockdown Bars“ ins Leben gerufen – mit einer Ausgabe pro Rapper. Bisher haben sich Fellowsoph, Spilif, Heinrich Himalaya, Sayne One und MDK beteiligt, zu sehen etwa auf Instagram. Mit ihrer „Patternday“-Homesession haben zudem die Beatbangers „einen Beitrag zum Abbau der Langeweile“ veröffentlicht. Auch was Releases betrifft, waren einige Rapper und Produzenten fleißig. Über das Tape „Toter Winkel“ von DCONE & RMZ haben wir bereits berichtet, auch sonst ist einiges los.
Releases
Einfach Alex – Backflash To Freshness
Mit „Backness To Freshness“ möchte Einfach Alex aka Easy Äl den Sprung zurück in die „goldene Zeit des Deutschrap“ vollziehen und mit HipHop-Ästhetik der Jahrtausendwende aufwarten. Lediglich von ansatzweisen Einflüssen von Samy Deluxe, den Beginnern und Blumentopf zu sprechen, wie Einfach Alex sie in der Videoauskopplung „Der Typ“ eigens benennt, wäre in der Tat untertrieben, so wirkt das komplette Album als hätte er es direkt aus dem Keller hervorgeholt und neu aufgenommen. Mit einer beachtlichen Länge von 14 Tracks gibt Einfach Alex allen, die sich „den alten Rap“ zurück wünschen genau das, der phasenweisen Melancholie ein sättigendes Futter und eine Hommage an die frühen Jahre seiner Jugend. Am Release hat Einfach Alex lange geschraubt, es ist dabei zwischen seinem Wohnort Innsbruck, dem Gardasee und München entstanden. Apropos München: Mit Schu von Blumentopf ist sogar eines seiner Idole aktiv vertreten – der Beats von „Every Day“ kommt abseits der Drums von ihm.
An Exciting Kind Of Average – 1000 Bricks
Anstelle eines weiteren Quarantäne-inspirierten Songs oder einer der unzähligen Live-Sessions auf diversen Social Media Kanälen, verlegte An Exciting Kind Of Average lieber die Veröffentlichung der „1000 Bricks“-EP nach vorne. So sind die vier Tracks bereits am Freitag erschienen. Auch wenn solche Aktionen nicht immer gutgehen, kann hier nicht von einer überstürzten Entscheidung die Rede sein. Die Beats zeigen sind bis ins Detail durchdacht und überraschen mit zahlreichen gut positionierten Instrumentalen Highlights. Damit verzeichnet Average Lukas, wie er sich auch nennt, nach der „Vienna Voices„-EP sein zweites Release innerhalb von drei Monaten und legt für das Jahr schon vielversprechend vor.
Mosch & Carlo Valentino – Scenic Route
Bei Duzz Down San geht’s momentan rund – kaum eine Woche vergeht ohne Release. Am Freitag war mit Mosch der Labelgründer an der Reihe. Zusammen mit dem Produzenten-Neuzugang Carlo Valentino veröffentlichte er die EP „Scenic Route“. Diese bietet auf fünf Tracks ruhigen Instrumental-Sound mit Downtempo-Charakter – der sich vereinzelt in eine etwas druckvollere Richtung entwickelt, ohne dabei die entspannte Grundstimmung zu verlieren. Wie der bei Beat-Projekten gehäuft vorkommende Titel andeutet, ist die EP vor allem dem Kopfkino auf Reisen gewidmet. „Scenic Route“ ist eine akustische Umsetzung dieses wundersamen Gefühls, das auf langen Zug- oder Autofahrten beim Blick aus dem Fenster im Kopf entsteht, während man die Gedanken schweifen lässt“, heißt es passend dazu. Schöne EP und ein heißer Kandidat für die Playlist zur nächsten Fahrt aufs Land.
Operator Burstup – CATN1P
In einem ähnlichen Segment angesiedelt, aber mehr zum Kopfkino in den eigenen vier Wänden animiert „CATN1P“, die neue EP von Operator Burstup. Der Produzent und DJ sorgt gut zwei Jahre nach dem Schönheitsfehler-Comebackalbum solo für entspannte Instrumentals mit Downtempo-/TripHop-Charakter. Am Opener unterstützt SHF-Kollege Milo mit Vocals – diesmal allerdings nicht in Rapform, sondern durch dezente Gesangshäppchen. Daneben sticht aus den vier Tracks das lebhafte „Adventure“ heraus. Der Track könnte auch gut in eine Ausgabe der „Kimyona – The Glitch-Hop sessions“, die Burstup derzeit regelmäßig veröffentlicht, passen.
Videos
Crack Ignaz – Flaschenpost
Mit einer weiteren Single stimmt Crack Ignaz seine Hörerschaft auf sein kommendes Album ein. „Scheiß auf Liebe und Gefühle und ich scheiß auf Freunde / Könnte nicht einmal beschreiben was der Scheiß bedeutet“, kommt er dabei gleich zur Sache. „Flaschenpost“ behandelt dabei das Gefühl der eigenen Ziellosigkeit, auf einem melancholischen Beat lässt Crack Ignaz seinen Gedanken, seiner Gefühlswelt und dem damit verbundenen Teufelskreis freien Lauf: Zerplatzte Träume, Enttäuschung, Einsamkeit, sich auf der Suche nach irgendetwas verlaufen und die Ablenkung der eigenen Gefühle im Exzess finden.
Barbee ’n Flow – Kontrabass
Schon seit geraumer Zeit in keinem A-capella-Battle mehr erspäht, scheinen sich Barbee ’n Flow derzeit mehr aufs Musik machen zu konzentrieren. Die beiden Wiener Rapper gehen dabei mit der gewohnten Ernsthaftigkeit an die Sache ran. So wird mit einer gesungenen „Lalala“-Hook und einem Comic zum Song gescherzt, was es nur zu scherzen gibt – und bisschen ausgeteilt. Im Vordergrund stehen akkurate Lines und ein melodisches Gesamtbild. Und wie sieht’s mit den Substanzen aus? Naja, wenn sie schon mal da sind: „Lieber ein‘ Ofen und ein Gläschen Wein (la, la, la, la, la, la, la) / Chemische Drogen müssen nicht sein / Sind aber auch immer eine Möglichkeit“.
Weiteres
Mit „Streben und erden“ hat der Grazer strange jüngst den ersten Vorboten auf sein geplantes Album „Spiegelscheibe“ präsentiert, das aber erst fertig gestellt wird und somit noch kein geplantes Releasedatum hat.
Konkreter sieht es bei Flip aus. Der Linzer veröffentlicht am 05. Juni sein Instrumentalalbum „Experiences„, für einen ersten Auszug sorgen „Cruzin At 1am“ und „What Are We Doing“. Mit der LP geht der Tonträger-Boss quasi fremd, sie erscheint über das Münchner Label Beat Art Department.
Außerdem haben unter anderem Kinetical mit „Carpaccio„, Ron21 mit „LMB„, Joshi Mizu mit „Für mich da“ und Mieze Medusa & Tenderboy mit „Putz die Fenster deiner Seele sauber“ neue Tracks veröffentlicht.
Text: Simon Nowak, Chiara Sergi & Francesca Herr