„Oben Herab“. Kamikazes und Degenhardt legen in gewohnt düsterer, aber beeindruckend packender Manier eine ästhetische Komposition aus Musik, Text und Bildern vor. Das Album „Krather“, welches Mitte August erscheinen wird, ist damit definitiv um einen starken Track reicher und sollte bei Freunden der (sprachlich) gepflegten „Daseins-Schmerz-Artikulation“ zumindest vorgemerkt werden.
„Von oben herab als Akt der Barmherzigkeit,
doch heute scheinen wir dem alten Herrn es wert zu sein,
Man bringt es leicht bis zum Pflegefall,
geht man mit ’ner Wahrnehmung im Märchenwald so wie wir querfeldein“
(Kamikazes)
Ganz im Geiste der gemeinsamen Arbeit mit Prezident werden bei den Kamikazes neben der Beschäftigung mit der eigenen Bedeutungslosigkeit zahlreiche religiöse Sprachbilder gemalt, wobei der Reiz gerade in der Kryptik und Deutungsoffenheit der Parts besteht. Degenhardt hingegen glänzt mit einem eher weltlich orientierten Text und fügt sich wunderbar in die düstere Atmosphäre ein. Abgerundet wird das Ganze filmisch von Victor Regardin aus Hamburg, welcher auch schon für Prezident und die Rattos Locos Videos realisiert hat. Dass es sich hier um ein wirklich brillantes Machwerk handelt, das ohne Zögern als Kunst(kurz)film bezeichnet werden darf, sei betont. Da können sich einige der vermeintlich Großen der Szene etwas abschauen. Interessant und zumindest diskussionswürdig ist, dass derart Anspruchsvolles über 16bars.de Videopremiere feiert. Die Meinungen in den Kommentaren schwanken zwischen Belustigung, Ratlosigkeit und der Hoffnung auf mehr Reichweite für ebensolche unterrepräsentierten Künstler. In jedem Fall ein starkes Ding.
