Now Reading
Mr. Dero & Bam: „Heute ist viel Musik nur Junkfood“ (Interview)

Mr. Dero & Bam: „Heute ist viel Musik nur Junkfood“ (Interview)

IMG_5758

Wenn sich zwei Treffen, bei denen die Chemie auf Anhieb stimmt, dann haben sie sich gleich mal viel zu erzählen: Bam (re.) und Mr. Dero sind solche zwei. Auf einer Sitz-Anlage am Rande des Popfests ist Mr. Dero, DJ und Produzent, gerade auf US-Oldschool-Legende Bam getroffen. Der Flieger aus London landete vor gut einer Stunde, The Message konnte sie gleich vor ihrem Popfest-Auftritt und im Duo treffen.

Fotos & Interview: Toumaj Khakpour
Transkription: David Bauer

Gemeinsam haben sie ein neues Album produziert, bis ins kleinste Detail durchdacht: This & That. Es ist im Grunde eine seltene Mischung aus Neu und Alt und alles, was produktionstechnisch dazwischenliegt – in einem Kosmos voller Tunes. Man könnte meinen Bam, jener aus der Golden-Era des HipHop, von den altehrwürdigen Jungle Brothers, habe nochmals die Bühne betreten, um den Jungen zu zeigen, wie es eigentlich geht. Und Mr. Dero, dieser versierte Alleskönner, liefert dafür das perfekte Hintergrundbild ab. The Message hat beide zum Gespräch gebeten und wollte wissen, wie es eigentlich damals war, als HipHop nur von wenigen gehört wurde und was sich so verändert hat. Und was ihr Gesamtwerk, das neue Album „This & That“, mit dieser Entwicklung zu tun hat.

TM: Bam, was denkst du über Österreich? Gibt es Orte, die du dir ansehen willst?
Bam: Ich habe ein Jahr hier gelebt. Wenn man nach Österreich zurückkehrt, kommen Erinnerungen hoch. Es ist sicher hier. Urban-provinziell, das habe ich heute im Zug geschrieben. Es ist sehr grün, aber nicht wirklich wie am Land. Man hat ein Nachtleben so wie in einer Großstadt New York. Diese Energie und den Buzz. Ich habe hier Freunde, die wie eine Familie sind. Wenn ich hier herkomme, ist das nicht wie eine Tour, ich kenne mich hier aus. Ich weiß, in welchem Bezirk meine Freunde sind. Dero ist mein Hauptanker, denn ihn habe ich hier vor zwei Jahren kennengelernt. Ich habe mit ihm zusammengelebt und wir haben zusammen an Musik gearbeitet. Das sind meine Wurzeln in Österreich.

TM: Dero, was ist deine Meinung zur Entwicklung der Musik in Österreich? Du bist immerhin ein DJ und Producer mit langjähriger Erfahrung.
Dero: (überlegt) Hm. Das ist eine Frage, die oft gestellt wird. Und um ehrlich zu sein, ich weiß nie wirklich, was ich sagen soll. Das ist jedoch positiv gemeint. Es ist nicht so, dass ich nichts von hier mag und deswegen nichts sagen kann. Ich mag sogar sehr viel, und denke, es gibt eine Entwicklung. Vieles gutes Zeug wird nicht wirklich wahrgenommen. Ich könnte sagen: „Checkt diese 10 Künstler aus“, weil es so viel gibt. Aber manches geschieht sehr im Untergrund. Es ist ein Unterschied zu der Zeit in den Neunzigern, als wir begonnen haben. Damals gab es in jeder Stadt einen ordentlichen Kern, eine HipHop- und Skate-Minderheit. Das war irgendwie klarer. Aber es gibt eine gute Entwicklung. Es gibt so viele Leute, die HipHop machen und produzieren. Ich denke, das ist eine gute Sache. Ich hoffe einfach, dass es in eine qualitative Richtung geht. Dass Leute ihre Gehirne verwenden und auf die Kultur, wo alles herkommt, Rücksicht nehmen. Viele Leute machen das, ich hoffe bloß, dass mehr junge Leute dieses Feeling, diese Kultur aufrechterhalten. Man muss die Geschichte schon kennen…(lacht) Aber am wichtigsten ist es, dass sie mögen was sie tun, sie sollten damit Zeit verbringen, zu üben und zu lesen, und diese großartige Kultur zu erhalten.

Bam: Du hast gesagt dass man „damals“ die Crews besser auseinanderhalten konnte. Warum war das so? Wieso ist das weg?

Dero: Vielleicht ist es nicht generell weg. Es hat allgemein etwas abgenommen. Ich hoffe es ist deswegenm weil es mehr Musik gibt.

Bam: Das heißt, das hier ist noch immer ein HipHop-Ort.

TM: Ich bin ’84 geboren und in Linz aufgewachsen. Ich war sehr an lokalem und internationalem HipHop interessiert. Polnischer Rap, amerikanischer. Das war so frisch damals, irgendwie speziell. Wir hatten das Feeling. Als ich damit aufgewachsen binm habe ich das Ganze erforscht. Es gab kein YouTube, man hat seine Quellen gebraucht. Das hat es auch interessant gemacht.

IMG_5761

Dero: Ich denke, dass Leute das nicht mehr so entdecken müssen, denn man kann es überall abrufen. Was gut ist, aber es hat eben diesen Effekt. Damals gab es eine Minderheit die gedacht hat, „Würde es doch nur Hip-Hop im Radio spielen“. Natürlich soll man auch nicht darüber jammern, dass früher alles besser war. Es ist gut, dass es im Radio gespielt wird. Andererseits verschwimmt so alles ein wenig. Es ist gut, dass es die nostalgische Komponente gibt. Ihr wisst das natürlich.
Bam: Es freut mich, dass das überlebt hat. Es hat Österreich erreicht.

TM: Wo wir hier so nostalgisch werden, muss man auch erwähnen, dass es eine gute Sache ist, dass die Erreichbarkeit sich so erhöht hat.
Bam: Es geht nicht nur darum, Oldschool zu sein. Es ist wichtig zu erwähnen, wie wichtig der Underground ist, bevor es massenproduziert wird. Das macht es spannend und abenteuerlich. Bevor es überall erhältlich ist, findet man selbst heraus, was dahintersteckt. Beispielsweise durch Bekannte, Leute die es hören und Mundpropaganda.

TM: Es gibt in Österreich viele aktive Künstler und kleinere Szenen innerhalb des HipHop. Was denkt ihr ist der Grund dafür, dass jemand heute hier aktiv wird?
Dero: Ich finde es manchmal schwer im Online-Dschungel zu überleben. Es ist gut, dass man seine Kreativität zeigen kann und sein Potenzial entfaltet. Das Problem ist, dass man dazu gebracht wird zu denken, dass man die ganze Welt vor sich hat. Doch das stimmt nicht. Die social networks geben dir das Gefühl, dass alles erreichbar ist und dass man die ganze Welt erreichen kann. Eigentlich beschränken sie aber die Nachrichten, die du ausschicken willst auf einen ganz bestimmten Kreis von Freunden. Du denkst, du promotest dich relativ gut und dass die anderen aus Österreich irgendwie wissen müssen, wer du bist. Doch das muss nicht sein. Nicht jeder weiß davon, obwohl viele Leute es mögen würden. Deshalb sollte es darüber hinaus gehen, auch vielleicht ein wenig so wie es früher war. Man führte Gespräche, es gab die klassische Mundpropaganda, vielleicht war auch ein Stück Selbstbehauptung dabei.

TM: Du meinst es geschieht eine Art „Gatekeeping“?
Bam: Kann sein. Das Ding ist aber, du kannst das Interesse der Leute nicht durch einen Computer oder das Web kontrollieren. Du gehst die Straße runter und siehst etwas, das dir entgegenkommt. Auf social media kommt dir nichts entgegen, sondern du suchst es. Man verfolgt eher wenig über die alten Kanäle als über die neuen. Social Media kann eben auch zu Verwirrung und Überangebot führen. Wenn ich hier am Festival etwas höre, denke ich mir „Woah!.“ Während jemand also aus dem Publikum mit dem Künstler interagiert, geschieht dies im Social Web nur eher am Rande. Daher kannst du die Interessen der Leute nicht übers Netz steuern.

TM: Das stimmt. Den Leuten wird im Intern84et ein bestimmtes Bild gezeigt.
Bam: Steve Jobs hat das schon längst gesagt. „Das ist das Fenster zur Welt, das ist die Zukunft.“ Du stellst es online und hast den Zugang zur Welt. Think global, Act Local. Nimm alles, was du erschaffst und wirf es rauf. Doch es ist nur potenziell und nicht tatsächlich.

TM: Als wir begonnen haben, mit Leuten abzuhängen und unsere Sachen aufzunehmen, da gab es eine Barriere. Du hast ein Mikrofon, jemanden der Cubase benutzt, jemand der die Lyrics schreibt. Diese Internet-Generation haben diese Barrieren nicht. Auf der einen Seite ist das demokratischer, jeder kann dazugehören und so aussehen. Aber es ist auch zur gleichen Zeit absurd, denn du siehst absurde Leute oder Videos, die eine Million Klicks haben, die keinen Inhalt, keine Botschaft beinhalten. Die erhalten dann im besten Fall die meiste Aufmerksamkeit. Das ist nicht gut für die Entwicklung einer Selbstkritik im HipHop.

IMG_5764Bam: Genau. Denn diese 1-Million-Klick-Theorie zeigt, dass die Leute alles ausprobieren. Das sind kulturelle Touristen. „Oh davon habe ich gehört, klick. Mag ich das wirklich?“ Sie probieren es nur aus, aber es zählt als Klick. Aber wenn wir zusammensitzen und die Musik machen, die Lyrics schreiben … da gibt es eine Synergie zwischen uns, eine Harmonie. Wir denken uns: „Das war toll, was du gemacht hast.“ Und wir reden von Dingen, mit denen du dich identifizieren kannst. Und dann fügen wir Leute hinzu, die das unterstützen. Das erschafft etwas Echtes. Das ist nicht nur jemand, der vorbeigeht. Da ist eine Kultur dahinter. Es ist wie ein uraltes Rezept, das in einem Stamm begonnen hat. Und dann kommt Mc Donalds daher und sagt: „Oh, du willst das indische Essen? Wir haben den Curry-Burger.“ Das ist nicht die ursprüngliche Art wie Mom oder Dad es gekocht haben.

TM: Ist das ein Dilemma für euch? Eine Art Hassliebe?
Bam: Was Essen betrifft, wurde das schon gemacht. Du kannst zum Supermarkt gehen und findest jede Kultur, auch an Orten, wo es nicht herkommt. Mit Internet und dem Social-Media-Phänomen kannst du dasselbe mit einer Art „dich anzuziehen“ machen, wie du sprichst, eine gewisse Art Musik, eine Art zu tanzen. Du kannst es abfüllen und über den ganzen Globus schicken. Weit weg von dem Ort, wo es herkommt. Die Leute pimpen das. Trap Musik aus Houston vor 20 Jahren. Chopped and Screwed. Jetzt nehmen wir das, massenproduzieren  es und verkaufen es als Genre.

TM: Als ehrliche Künstler was ist eure Meinung dazu? Was denkt ihr davon?
Bam: Eine Möglichkeit ist, den Zuhörer aufzuklären. Mit dieser Art von Journalismus. Du kannst nicht einfach der angefressene Innovator sein, der sagt: „Yo, das ist das reale Zeug.“ Du kannst niemandem, der vorbeigeht und etwas das erste Mal sieht, sagen: „Hör auf, dir das anzusehen, das ist Underground“. Man will es sich nur ansehen. Man muss den Personen sagen, was wirklich passiert, denn sie wissen es nicht. Der passive Zuhörer weiß es nicht. Wenn man es ihnen auf eine Art erklärt, die ihnen gefällt, dann gehen sie einen Schritt zurück und folgen dir. Wenn du ein anderes Wissen hast, triffst du andere Entscheidungen. Die Leute bekommen laute Musik, bunte Videos, einfaches und dummes Zeug. Dann nennt man es viral.

TM: Hast du dazu noch was zu sagen?

Dero: Ich denke Bam hat es sehr gut zusammengefasst. (Währenddessen geht gerade ein DJ Kollege von Dero zufällig vorbei) Wenn du gute Musik hörst, dann feierst du das, ja. Mein Kollege, der gerade vorbei gegangen ist, ist ein wahrhaftiger Musikfan. Der freut sich darüber. Vielleicht denkst du in einem Moment: „Das ist besser als mein Zeug“. Man freut sich etwas dopes zu hören. Der Kumpel, spricht über Musik in einer so positivem Sprache, dass es bewundernswert ist.

Bam: Künstler müssen heutzutage nicht mehr mit so viel Gefühl singen. Die Leute gehen auf YouTube, „du hast einen Artistchannel, du läufst auf MTV, du musst ein großer Typ sein“. Wie viele Leute haben diese Person dann live gesehen und sich gedacht „Dieser Typ ist scheiße“? Es gibt so viel, wo nichts dahintersteckt. Doch das ist das, was die Leute wollen.

TM: Denkt ihr es ist möglich, Musik mit einer tieferen Message zu machen und sie dem Mainstream zu verkaufen?
Bam: Es ist möglich. Rakim hat es gemacht. Jeder hat zu seiner Musik getanzt, doch er hat auch tolle Sachen auf der Platte gesagt. Viele Leute machen eine komplette Kehrtwende, wenn sie das nicht rüberbringen können und landen dann auf der komplett anderen Seite. Dann machen sie einen Ohrwurm und die Leute kaufen es. Natürlich kauft man das, es ist wie ein Schlaflied. Jungle Brothers, De La Soul. Diese Songs haben etwas gesagt und die Leute haben dazu getanzt.

IMG_5785

TM: Ich habe das Gefühl, dass die Künstler aus Österreich nur eine lose Connection zu der heimischen HipHop-Szene haben, die die Grundlage dafür war. Warum denkt ihr ist das so?
Dero: Die Leute hören nicht mehr so viele alte österreichische Künstler, die hören sich das amerikanische Zeug an. Ich weiß nicht, welche Generation wir meinen. Aber wir haben genauso A Tribe Called Quest angesehen und bewundert. Unsere Vision von Hip-Hop war dort verankert kann man sagen. Ich denke, dass dies auch hier in der heimischen Szene so ist. Viele jüngere sind davon nur wenig bis garnicht beeinflusst würde ich meinen. Die Hintergründe und das Rundherum fehlt hier oftmals. Man muss das alles nicht wissen, aber man sollte sich zumindest ein wenig dafür interessieren. Welche Gruppen es gab, die Beats. Das ist Geschichte.

Bam: Als wir das Video in New York gedreht haben, waren wir auf Shows und die Leute aus der Golden Era waren auch dort. Dero hat gesagt, das hat sich angefühlt wie eine Art Familie.

TM: Wie war die Stimmung in New York was das betrifft?
Dero: Ich war auf einer Jungle-Brothers-Show in New York. Dort, ich hab sie schon davor zweimal live gesehen. Ich habe gewusst, dass da eine tolle Energie entsteht. Du siehst die Größen des Oldschool-Raps. Es gab viele Gäste aus der alten Zeit, die Native Tongue Family. Eine ausgelassene, aber entspannte Stimmung hier. Dann habe ich DJ Red Alert auflegen sehen. Eine Legende, die gerade auflegt. Er spielt die Musik, die er liebt. Ich habe mir gedacht: „Wow.“ Dann hat er Falco gespielt. Das Lied „Rock Me Amadeus“ war ein großes Ding in New York. Ich als österreichischer Produzent, der ihn verhert, und dann noch das Lied. Das war ein schöner Moment. Eine großartige Show. Am Ende waren 30 Leute auf der Bühne. Ein richtiger HipHop-Jam. Es geht um diese Leidenschaft in der Musik. Es war einfach eine lockere und familiäre Stimmung.

Bam: Dero ist ein gutes Beispiel für einen jungen Künstler, der die Kultur versteht. Es existiert ja noch immer, was damals die Kultur ausgemacht hat.

TM: Es ist nicht so, dass die Liebe für HipHop hier so entwickelt ist wie in Amerika. Was denkt ihr darüber?
Dero: Ich muss aufpassen, nicht zu nostalgisch zu werden. Das Feeling, das ich dort gespürt habe, hat man hier fast nicht mehr. Als wir jünger waren, haben wir die Kultur gefeiert. Sie wird heute nicht mehr so gefeiert, es geht mehr um Fashion. Man geht in einen Club, nicht auf einen HipHop-Jam. Die Zeit ändert sich. Manche Dinge hören auf, neue Dinge beginnen. Es ist ein bisschen schade, dass die Clubkultur so dominant ist. Es geht mehr um Alkohol und Mädchen und wer diesen oder jenen Remix gemacht hat.

Bam: Sogar Leute im Publikum sind heute berühmt. Sie holen ihre Handys raus und machen Bilder und sagen online: „Seht her, hier bin ich“. Das ist ein neues Phänomen für sich. Früher konnte eine normale Person eine andere Person beobachten und seine Fähigkeiten genießen. Heute wird man zu einem Social-Celebrity, der sich hauptsächlich damit beschäftigt, was man trägt und wie man sich auf Facebook präsentiert. Wenn man sich auf eine spezielle Art anzieht und einem Typ entspricht, kann man ein Celebrity sein. Irgendwie ist das auch wie die traditionellen Medien funktionieren, man kann sich Followers im Internet kaufen so wie im Print 5 Mics im XXL Magazin. Aber James Brown kannst du nicht kaufen. Niemals. Es hat keinen Preis.

TM: Ihr habt ein neues Album. Was ist die Geschichte hinter euren neuen Sachen? Gibt es ein durchgehendes Thema?
Dero: Das Album heißt „This&That“. Der Name zeigt, dass es aus zwei EPs besteht, der „This“ und der „That“-EP. „This“ haben wir letztes Jahr mit einer Videosingle veröffentlicht. Jetzt veröffentlichen wir das Ganze als Album. Es wird eine Trilogie werden. Man wird das Album haben und die zwei EPs mit allen Instrumentals und Artworks. Ein ziemlich großes Projekt. Das Artwork ist mit den zwei Künstlern Simon Lemmerer und Stefan Leitner aus Graz entstanden. Wir haben alles hergenommen, kaputte Instrumente, Keyboards, Drums. Ich habe sogar das Cover einer meiner MPC´s geopfert. Dann haben wir sie (alle Instrumente, nicht nur die MPC) in drei Farben angesprüht. Ein „T“, ein „&“ und noch ein „T“. Es wäre nicht möglich gewesen, die Worte auszuschreiben. Es gibt also ein Cover für jeden Release und dann ein kombiniertes für die Trilogie.

See Also

TM: Was ist das Konzept dahinter?
Dero:
Wir die Buchstaben aus den Instrumenten gebaut. Die Dinge sind auf Nylonstricks gehangen, in einer Betonhalle. Wir waren drei Tage auf Leitern und haben daran rumgewerkelt. Das Wesentliche daran ist die Perspektive. Es kommt auf den Blickwinkel an. Steht man am falschen Platz, schaut es komplett anders aus. Geht man einen Schritt nach rechts, sieht man nur mehr verschiedene Dinge im Raum hängen. Am Cover sieht so alles unterschiedlich groß aus. Das zeigt unsere Liebe für das alles. Was mir am meisten daran gefallen hat, war, dass bei dem „&“ Cover als Erstes das Mikrofon und der MPC im Zentrum sind. Das sind die zwei ersten Dinge, sie repräsentieren die ganze Kultur. Man sieht alle Instrumente, und in der Mitte wird das alles durch die zwei Elemente zusammengehalten. Ein bisschen romantisch.

IMG_5773

TM:Wie war eure erste Zusammenarbeit?

Dero: Wir hatten immer wieder Kontakt zu einander, ich lud sie zunächst zu uns nach Österreich ein, für Tiefparterre und dann blieben wir in Kontakt und ich schickte Tunes und Beats.

Bam: Der erste Tune war „Dance“, dass ich selbst aufnahm und der zweite war „Yes You Can.“ So entstand unsere erste Kollaboration. Ich habe Acapellas aufgenommen und ihm geschickt. Dero hat viel mit meiner Stimme gearbeitet und sie gut eingearbeitet, ich mochte, wie er das macht. Es gefällt mir, weil man es gut live machen kann. Manchmal halten sich Produzenten an gewisse Formeln. Ich will, dass die Musik das Feeling vermittelt. Er legte den Beat um meine Stimme. Man kann Reggae und Ska-Stuff darzubringen, die Tempos ein bisschen schneller machen, das gefällt mir. So ist die erste EP entstanden. Die zweite EP ist aus einem Gespräch entstanden. Von da an habe ich viel zuhause aufgenommen, hier in Wien. Oder in Graz im Studio. Es war eine sehr gute Erfahrung. „Can’t Stop“ und „Nine O“ sind vom 90s-Boombap und R’n’B entstanden. Ich konnte so eine Verbindung zwischen den zwei Genres entdecken. Alte Tracks waren auch so gemacht. Von Mary J Blidgez zu Pete Rock und so weiter. Die Drums vom Boombap in einem richtigen Song, sehr rau. In dem Song habe ich einige Leute erwähnt, die mich beeinflusst haben. Das war damals die Ära im HipHop, in der es in die Clubs überschwappte. Jetzt ist der Sound in den Clubs sehr weit entfernt von dem ursprünglichen Gefühl. Am Anfang dachte ich, HipHop und R’n’B zu mischen ist irgendwie verrückt. Doch dann hatte ich das Gefühl, dass das sehr gut werden könnte. Ich hoffe, dass die zwei Elemente die Leute einander näherbringt. Es war einerseits Street, hatte aber auch dieses Song Element, das machte es sehr originell. Der Club Hip-Hop verdrängt die Vorväter des Hip-Hop leider schon sehr. Das ist ein Problem.

Dero: Deshalb finde ich Jungle Brothers auch als Produzent so interessant. Sie sind mit ihrer Musik immer auf der Höhe der Zeit geblieben und haben Grenzen verschoben. Sie waren Pioniere in so verschiedenen Genres. Das brachte mich dazu eine Hommage für diesen Vibe zu entwickeln. Deshalb gibt es diesen Drum ’n‘ Bass-Track. Das bringt gute Energie. Und Bam und Klumzy auf der Bühne sind eine sehr gute musikalische Gruppierung.

Bam: Es gibt nicht viele Künstler, die viele Styles machen. Dero kann das sehr gut. Den Rhythmus und den Sound vereinen. Ein Album machen, und nicht nur eine Sammlung von Songs. Wir brauchen das wieder in der Musik.

TM: Ihr seid Perfektionisten. Heutzutage ist alles sehr schnell, es gibt eine Massenproduktion.
Dero:
Ich denke, es ist wichtig, sich das zu bewahren. Egal was im Internet an Trends geschieht.

Bam: Pew, Pew, und weg. Es ist ein Gimmick. Wie ein Jingle in der Werbung. Viel Musik ist heute nur Junkfood. Macht Musik, keine Genres.

Dero: Es wird erwartet, dass man ein Projekt nach dem nächsten veröffentlicht. Natürlich macht das irgendwo Sinn, als Strategie. Aber ich denke, man sollte nicht aufhören das zu tun, wegen dem man eigentlich mit dem ganzen angefangen hat. Ich denke, so macht man es am besten. Das ist das Rezept. Ich sage auch gar nicht, dass nur das clever ist. Jeder macht seine Erfahrungen. Es ist gut, Sachen auszuprobieren. Man sollte sich jedoch fragen: Fühle ich das wirklich, oder sagt nur jeder, dass man das fühlen soll?

TM: Jay-Z hat mal in einem Interview gesagt, dass es zwei Arten von Rap-Künstlern gibt: Die talentierten, idealistischen Rapper Protagonisten, die nicht die besten Rapper sind, aber durch den Sprachgesang zu Geld kommen wollen; dazu hat er das Beispiel von P. Diddy erwähnt.
Bam:
Ja, das habe ich gesehen. Eine gute Analyse. Klar ausgedrückt.

Album zum Reinhören, ganzes Projekt:

Cover_Bam_&_MrDero_album Kopie

www.bamandmrdero.com

Label:
Musikvideo vom Popfest-Auftritt mit Klumzy:

Video Single aus New York: