hat Fotografie gelernt, Philosophie studiert, schreibt aber lieber über Rap.
1/3 Instrumentals, 1/3 Underground-Deutschrap, 1/3 Emotrap, wo hoid jemand bissi…
Mit großen Ambitionen und unter teils schwierigen Vorraussetzungen fand am Sonntag das The Big Yeet Festival als Kooperation der 808factory und Monster Energy in der Arena statt. Doch trotz der Verlagerung von der Openair-Bühne in die Halle, der kurzfristige Absage von Layla, Inflation und dem ersten Coronasommer – der sich normal anfühlt, es aber eigentlich nicht ist –, wurde ein Line-up geboten, das man vor allem für diesen Preis und auf einmal geballt so schnell wohl nicht wieder sieht. Neben den Hauptattraktionen auf der Bühne gab es mit einem VR-Graffitiraum, einer zweiten DJ-Stage oder Essenständen auch genug Gelegenheiten, einen entspannten Sonntag zu verbringen. Wir waren vor Ort und präsentieren neben einem schriftlichen Einblick in das Event auch das offizielle Aftermovie des Festivals.
Zu Beginn des durch die Absage nach hinten verschobenen Timetables heizen ab circa 17 Uhr die lokalen Acts Slav und anschließend Swift Circle ein – unter diesen Namen subsumieren sich einige der spannendsten aufstrebenden Wiener Künstler*innen: Bibiza, Eli Preiss, Liebcozy und, an diesem Abend zusätzlich, Sadi.
Schon jetzt – und noch öfter im Laufe des Abends – gibt es immer wieder Überschneidungen und gegenseitige Featureauftritte mit den anschließend auftretenden, befreundeten Berliner Kollektiv Boloboys um makko, Sin Davis, CAN MIT ME$$R, toobrokeforfiji, beslik meister, okfella und Loco Candy. Vor wenigen Wochen waren die Berliner noch auf ihrer eigenen Tour in der Grellen Forelle. Auf der Arena-Bühne bieten sie erneut ihr Bestes. Und obwohl die Zuseher*innen diesmal nicht nur wegen den Boys anwesend sind, kann die Crowd bei jedem Lied mitgröhlen und singen – je nach Mood, von Partybanger bis Schnulze. Eine emotionale Achterbahn der Gefühle mit viel Herz und Authentizität. Gerade letzteres macht es zu einem Vergnügen, den Boloboys beim Performen zuzusehen. Egal, ob es sich um ein Solo- oder ein Gruppen-Release handelt, die Crew feiert sich gegenseitig und das spürt man.
Mit fortschreitendem Abend und zwei bevorstehenden Wien-Premieren internationaler Stars füllt sich die Location zunehmend. Es folgen Schuachplattler-Sounds kombiniert mit Falcos „Rock me Amadeus“ und Gigi D’Agostino – BBNO$ und sein DJ Dan wissen, wie man Stimmung macht und haben prompt der eigenen Setlist einige bekannte Stimmungsheber hinzugefügt. Der Kanadier fühlt sich wohl auf der Bühne, mit Hits wie „edamame“ und vor allem dem oft angeteasten „Lalala“ kann er die komplette Arena zum Tanzen und Auszucken bringen – auch angespornt durch das Verlosen eines Kochbuchs für die Person, die während der Show am meisten feiert sowie das gemeinsame Performen mit einem Zuschauer aus der Crowd. Außerdem bekundet er seine Liebe zu Wien, welches jetzt schon eine seiner liebsten Städte in Europa sei; nicht zuletzt wegen des kostenlosen Freizeitparks im Prater.
Ein wenig im Kontrast zu den vorherigen Auftritten ist Slowthai anschließend eine komplette One-Man-Show. Alleine und oben ohne wettert der Brite beim The Big Yeet Festival gegen Boris Johnson und die politische Lage in seiner Heimat – sein Debütalbum heißt nicht umsonst „Nothing Great About Britain“. Auch darüber hinaus spricht er in seinen Zwischenansagen schwere Thema wie persönliche Struggles an, die die Stimmung dennoch nicht drücken, sondern eher ein supportendes Gemeinschaftsgefühl erzeugen. Musikalisch überzeugt er natürlich ohnehin auf ganzer Linie. Als eines der aktuellen UK-Grime-Aushängeschilder und trotz Klicks in zweistelliger Millionenhöhe wirkt er sehr nahbar und auf dem Boden geblieben, holt ebenfalls Fans auf die Bühne und lässt bei allen schweren Themen den Turn-up nicht zu kurz kommen. Definitiv ein würdiger Abschluss für einen besonderen Konzertabend. Dank und Gruß geht raus an die Veranstalter von 808factory und Monster Energy!
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