Radio-Afficionado. Von Deutschrap über französischen & britischen Rap und natürlich…
Wir haben heute was zu feiern„, verkündet Cihan, Mitveranstalter bei Rap Am Mittwoch. „Flers Bewährung ist vorbei!„. Gelächter im Publikum. Hier in Berlin veranstaltet die Battle-Rap-Liga „Rap Am Mittwoch“ (kurz RAM) regelmäßig ihre Battles. Der tatsächliche Anlass zum Feiern ist der sechste Geburstag. Vor dem Pult von DJ Pete prangt deshalb ein großer silberner Luftballon in der Form eines 6ers. Soll heißen, dass die Liga nun seit sechs Jahren Battle-Rap in Deutschland zu etablieren versucht, was sie auch weitgehend geschafft hat. Durch die außergewöhnliche Organisation des Events und die Durchmischung von Freestyle-Battles und vorgeschriebenen A capellas hat sich RAM als eine der wichtigsten Plattform – neben Don’t let the label label you – für Battle-Rap in Deutschland etabliert. Zu verdanken ist das auch dem mittlerweile Kult-Status genießenden Moderator Ben Salomo und seinem Kollegen – bei dem das Organisieren mehr in den Vordergrund gerückt ist – Tierstar. Kurz vor ihrer Jubiläums-Show konnte The Message mit den beiden Organisatoren etwas über Battle-Rap plaudern. Man merkt sofort, dass die beiden gerne darüber reden. Und: Battle-Rap ist und bleibt Nerdtum: Wer einmal angefangen hat darüber zu reden, kann nur schwer damit aufhören. Somit diskutieren wir über die ewige Frage nach der „Grenze“ im Battle-Rap, dem perfekten Battle-Rapper der Zukunft und die Professionalisierung des „Sports“.
Interview: Jérémie Machto
Fotos: Lisa-Marie Witting
Ihr feiert heute das sechsjährige Jubiläum von Rap Am Mittwoch. Was hat sich verändert seit der ersten Show 2010?
Ben Salomo: Am Anfang war alles noch so klein und einfach. Ich habe mir immer gedacht: ‚Das muss immer besser werden!‘. Und nach sechs Jahren stellst du fest, dass alles so groß geworden ist und soviel professioneller. Der Druck und das Risiko sind dadurch viel größer geworden. Aber so wie wir das machen, macht es auf der Welt keiner. Es ist cool, dass wir es bis hierhin geschafft haben und ich hoffe es geht noch weiter.
Tierstar: Der Druck wird vor allem dadurch größer, dass man probiert, ein gewisses Level zu halten oder zu steigern. So ist das bei allen erfolgreichen Dingen. Wenn ein Künstler ein Album macht, dann hat er am Anfang nichts zu verlieren. Danach hat er Erwartungen zu erfüllen beziehungsweise zu überbieten.
Denkt ihr, dass Battle-Rap hierzulande auch so groß werden kann wie im englischsprachigen Raum?
Tierstar: Dort hat es auch relativ klein angefangen und die MCs haben über Jahre hinweg umsonst gebattlet. Man merkt dann aber, wie relevant es für die Künstler in der Industrie wird. Dass sich dann Rapper zeigen, die erfolgreiche Platten gemacht haben. Vor allem im Ami-Land gab es Battles mit Keith Murray oder Fredro Starr und vielen, die nochmal in den Battle-Ring gestiegen sind. Man sieht auch, dass immer viele Rap-Stars an der Seite stehen, wie zum Beispiel Mobb Deep. Auch bei kleineren Newcomer-Battles. Ab einem gewissen Level kann man sich vorstellen, dass die da auch miteinsteigen. Ich habe das Gefühl, dass das hier noch oft getrennt wird. Viele etablierte Künstler denken, dass sie zu viel zu verlieren hätten, wenn sie gegen einen kleineren Rapper im Battle verlieren.
Ben Salomo: Oder sie denken, sie hätten nichts zu gewinnen. Selbst wenn sie das Battle gewinnen. An Laas Unltd. sieht man, dass das nicht so ist. Viele halten das Risiko für zu hoch. Und wenn sich diese Leute schon daran gewöhnt haben, für bestimmte Gigs 2000 bis 3000 Euro zu bekommen, dann ist es natürlich schwer, da ein Battle in Relation zu stellen, wo sie sich explizit vorbereiten müssen. Das ist wie ein Fingerabdruck oder eine einmalige DNA. Diese Texte sind nur ein einziges Mal da und dafür müssen sie sich acht Wochen oder länger vorbereiten. Da verstehe ich das natürlich, wenn sie das in Relation stellen und lieber ihr Album in jeder Location runterrattern und dafür 3000 Euro bekommen oder mehr. Es hängt aber auch immer davon ab, auf welcher Basis der Künstler gerade steht. Bei Laas Unltd. war das Battle das Beste, was ihm passieren konnte.
Tierstar: Wenn der Battle-Aspekt in ihrer eigenen Musik keine große Rolle spielt, dann ist es für die auch nicht unbedingt relevant. Aber bei Künstlern, die in ihren Alben viel Battle-Rap machen, spielt das Image natürlich eine größere Rolle. Da sollte es aber nicht um den finanziellen Aspekt gehen. Im Ami-Land gibt es Shows wie Wild’n’Out, wo bekannte Künstler wie Snoop Dogg oder Young Buck gegen einen No-Name freestylen, der nicht mal rappt. Und da kann ich nicht verstehen, wie ein Rapper, der nicht einmal 10.000 Platten verkauft, sagt, dass er zu viel zu verlieren oder nichts zu gewinnen hat. Vor allem wenn er als Battle-Rapper auftritt.
„Wo hört Klischee auf und wo fängt Rassismus an?“
Es wird auch oft über die Grenzen von Battle-Rap diskutiert. Auch in der neuen Dokumentation über Battle-Rap („Battleground Germany“) und Ben Salomo muss dem Publikum immer wieder etwas zu diesem Thema erklären (Anm: Im Freestyle-Battle zwischen den Rappern Finch und Gugo rappte Finch die Line „Yo Finch aggressiv, ich bin der allerbeste Rapper/ Deine Mutter Doggystyle: immer Richtung Mekka“. Ein Zuseher fing darauf an zu buhen, woraufhin sich Ben Salomo dazu genötigt fühlte, dem verstimmten Zuseher und dem gesamten Publikum Grundlegendes zu erklären: HIER). Was sind eure persönlichen Grenzen?
Ben Salomo: Wir diskutieren oft intern darüber und es ist teilweise schwierig, weil wir nicht die universalen Regeln festsetzen können. Aber wir können für unsere Plattform gewisse Grenzen definieren. Für mich als Teil der Macher dieser Show ist echter Rassismus eine Grenze. Rassismus, wo es beweisbar ist, dass der Protagonist es wirklich ernst meint. Für mich wäre das dann die Grenze. Wir diskutieren das oft und es ist nicht so, als ob wir uns da immer einer Meinung wären. Aber irgendwo gibt es schon eine Art Konsens. Wenn man Begriffe nimmt, die komplett wertend sind – also nicht in einem Kontext in einer Zeile verpackt – Hassbegriffe wie „Scheißjude“ oder „Dreckstürke“. Egal in welchem Kontext ist das rassistisch. Und dieses „Wort mit N“ ist für mich und viele andere genau das Gleiche. Da braucht kein „Drecks-“ oder „Scheiß-“ davorstehen. Deswegen haben wir mit diesem Wort immer eine gewisse Problematik. Und dann diskutieren wir immer darüber, wie zum Beispiel bei dieser „Mekka-Line“.
Tierstar: Es gibt immer Leute, die kontrovers versuchen, Reaktion und Aufmerksamkeit zu bekommen.
Ben Salomo: Wenn ein Typ jüdischen Glaubens im Publikum steht und ein Rapper sagt (überlegt kurz): ‚Bla bla du bist ein krasser Bauer/Wenn ich will, komm ich nach Jerusalem und pisse an die Klagemauer!‘, dann heißt das für mich nicht unbedingt, dass er alle Juden pauschal hasst. Das ist einfach nur eine Punchline. Aber es gibt keine Möglichkeit der „Anders-Interpretation“, wenn jemand sagt: „Du Scheißjude“. Da kann man nicht drüber diskutieren. Wenn einer so was rappen würde wie „Scheißjude“, „Scheißmoslem“, „Scheißtürke“. Wobei es auch viele andere Wörter gibt, die in unserer Empfindung gar nicht so hoch angereizt sind, wie zum Beispiel Zigeuner.
Bei vielen anderen würde wohl auch die Beschimpfung „Fotze“ unter diese Kategorie fallen.
Tierstar: Ja, es fängt bei Rassismus an und geht über Sexismus und Homophobie. Es kommt natürlich auf den kulturellen Hintergrund an und auf die persönliche Mentalität. Die Basis ist schon gut, dass Rassismus keinen Platz im HipHop hat. Die Frage ist nur: Wo hört Klischee auf und wo fängt Rassismus an? Das ist ein schmaler Grat und gerade als Battle-Rapper versucht man oft eine Art Grenzgänger zu sein. Es gibt sicher Kontexte, in denen das klappt. In Amerika ist die Geschichte mit dem „N-Wort“ natürlich etwas stärker im gesellschaftlichen Bewusstsein. Da ist es noch mal schwieriger oder kontroverser, für einen Weißhäutigen, einen Schwarzen als „Ni****“ zu beleidigen. Aber es gibt Battles, in denen das funktioniert hat: Wenn ein Schwarzer nur auf die weiße Haut seines Gegners eingeht und dann pauschal alle Weißen beleidigt. Da gab es dann ein Battle, in dem ein Weißer gesagt hat: ‚You think you’re bigger/but you wouldn’t even fight if I called you a ni****‘. Damit wollte er nicht sagen: ‚Du bist ein Ni****‘, sondern, dass er so eine Pussy ist, dass er nicht einmal kämpfen würde, wenn er ihn „Ni****“ nennen würde. Es geht also immer um den Kontext. Man kann so was mit Reimen auch geschickt verpacken. Wenn man sagt: ‚Freestylen ist ein Denksport/Und ich darf das nicht sagen, doch für mich bist du ein N-Wort‘. Ist das jetzt erlaubt oder nicht?
Ben Salomo: Er ist wie ein Anwalt, er findet immer so seine Wege. Aber er hat recht, es ist schwer.
Tierstar: Für mich persönlich war immer die Grenze über tote Familienmitglieder zu rappen und vor ein paar Jahren wurde es dann das erste Mal gemacht (Anm: Eines der markantesten Male bzw. ersten Male in den sowas gemacht wurden war die erste Runde von RV gegen P-Zak). Es gibt auch Zusammenschnitte von Battles, wo das öfter gemacht wurde. Da gab es sogar Battles in Schulen – nicht mal in einer großen Rap-Liga – wo jemand einen Autounfall hatte und dann darüber gerappt wurde (Anm: Der Junge, der über den Autounfall rappt, ist zufälligerweise Charron, einer der erfolgreichsten Battle-Rapper überhaupt). Das ist für die Beteiligten schwer zu schlucken. Das ist aber natürlich eine individuelle Sache. Da wird keine ganze Menschengruppe beleidigt. Eine moralische Grenze sollte jeder für sich selbst festlegen, ein Maulkorb macht keinen Sinn. Das Wort „Freestyle“ sagt es schon. Es sollte frei sein. So wie man sich früher über Mutter-Lines aufgeregt hat, so steht einem Freestyler frei, dass, wenn er „Futter, Butter, Zucker“ reimt, auch mal eine Mutter-Line kommt. So ähnlich kann es auch bei einem Begriff der Nationen sein. Wenn jemand „Hitlergruß“ auf „Istanbul“ reimt, dann kann das nun mal passieren. Im Freestyle ist es etwas anderes als mit Texten. Problematisch wird es erst, wenn es anfängt, gefeiert zu werden. Man kann natürlich auch theoretisch „Pädophilen-Lines“ machen, aber was ist daran cool? Wieso wird das gefeiert, wenn einer sagt ‚Ich ficke dein Baby in den Mund‘ oder so was. Ich krieg das Kotzen, wenn ich das höre (alle lachen). Auch wenn’s ein geiler 3er-, 4er-, 8er-Reim wäre, würde ich mir denken: ‚Wie kann man das feiern?‘. Und so ähnlich denke ich auch über rassistische Lines. Verboten sollte es nicht werden, aber es sollte ein Konsens in der Crowd darüber herrschen, was gefeiert wird und was nicht.
„Wir wollen, dass Battle-Rap wächst und ihn nicht im Keller halten“
Ihr habt vorher schon vom steigenden Druck gesprochen, mit dem auch die Kritik mehr wird. Wie reagiert ihr darauf?
Tierstar: Es ist wie bei einem Label, das wächst, man kann irgendwann nicht mehr alle zufriedenstellen. Es ist leichter, 200 Leute zu rocken als 500. Es ist leichter, 500 zufriedenzustellen als 1000. Umso mehr Leute man erreicht, umso mehr Kritik gibt es auch. Wir wollen, dass Battle-Rap wächst und ihn nicht im Keller halten. Wenn ich mir ansehe, wie die Comedy-Szene wächst und wie ein Mario Barth es schafft, alleine ein Olympia-Stadion zu füllen, dann denke ich mir: ‚Wenn die Talente eines Battle-Rappers so aufteilbar wären, dass er Unterhaltungswert bringen kann und gleichzeitig die nötigen Skills hat, dann wäre das für mich die gute Mischung, um ein größeres Publikum zu erreichen‘. Das kann die „realen Rap-Heads“ jetzt vielleicht abfucken, weil sie sich denken: ‚Ah, da geht es nur noch um Lacher und Show und gar nicht mehr um Rap-Skills, Reimtechniken, Flows und die ganzen Basics.‘ Aber das gehört dazu, wenn man es wachsen lassen will. Da können wir anfangen bei „Gimmicks“ (Anm: Gimmicks sind im Battle-Rap Showelemente, die kein streng genommener Rap sind. Besonders beliebt sind ausgedruckte Fotos, die den Gegner bei irgendeiner peinlichen Aktion zeigen). Es gibt viele Rap-Heads, die es nicht mögen, wenn jemand eine Show aufzieht und jemand anfängt, eine Maske zu tragen oder sich zu verkleiden, Feuerkanonen zu schießen oder Fotos zu veröffentlichen, alles was nicht mehr rein verbal ist. Ich würde mich da aber auch an Amerika orientieren, da machen die auch eine Riesenshow daraus. Ich kann mich an ein Loaded-Lux-Battle erinnern, in dem er mit einem Sarg und einem Anzug reinkam und eine ganze Trauerfeier daraus gemacht hat (vs. Calicoe).
Daylyt macht das ja auch regelmäßig. Ist das nicht irgendwann auch …
Tierstar: Zu viel?
Ja, der hat in einem Battle auch mal versucht, auf die Bühne zu „scheißen“.
Tierstar: Naja, das empfinde ich natürlich nicht mehr als unterhaltsam (lacht), aber es passt zum Thema „Grenzgänger“. Er will etwas machen, was noch nie einer gemacht hat. Ich habe das Battle nicht gesehen, aber gleich am nächsten Tag davon gehört. Bei „Total Slaughter“ (Anm: eine Reality-TV Sendung lanciert von Shady Records, in der namhafte Battle-Rapper in einem Haus zusammenwohnen und gegeneinander antreten müssen) ist Daylyt auch nackt reingekommen. Keiner hat mehr über die Raps gesprochen oder welche Line gedroppt wurde. Alle haben am nächsten Tag nur darüber geredet, dass er nackt ins Haus gekommen ist. Er benutzt das als Stilmittel, um den anderen „out zu shinen“. Es geht im Endeffekt auch darum, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Die Stilmittel sind da eher frei.
Gleichzeitig ist er ja auch bekanntlich einer der besten Battle-Rapper. Ist das nicht schade, dass er sich nicht mehr aufs Rappen konzentriert?
Tierstar: Wenn einer nur Show oder Comedy machen würde, würde das nicht funktionieren. Aber die Mischung macht’s. Der perfekte Battle-Rapper der Zukunft kann alle Aspekte bedienen und ein großes Publikum unterhalten. Es wäre top, wenn ein Battle-Rapper es schafft, 5000 Leute mit seiner Kunst zu überzeugen. Doch das geht nicht alleine nur mit „Rhymes und Flows“.
Ben Salomo: (denkt kurz nach) Ja … seh ich genauso (alle lachen).
„Es gibt immer Professionalisierungsgegner“
Was die Kritik und die Kommentare betrifft, wird auch oft verglichen zwischen Don’t Let the Label label you und euch. Ist dieser „Beef“, den es zwischen den beiden Ligen gibt, etwas von den Fans Hochgeschaukeltes?
Tierstar: Die Rivalität zwischen uns besteht wie zwischen zwei Rappern oder zwei Labels. Wer macht bessere Musik? Wer befriedigt das Publikum besser? In den ersten zwei Jahren war es ja auch so: Es gab „Feuer über Deutschland“, Out4Fame. Die haben A-capella-Battle-Rap in Deutschland etabliert. Wir haben auch immer nur Respekt für die Jungs gehabt und auch nie versucht, uns gegeneinander ausspielen zu lassen. Im Gegenteil: Wir haben probiert zusammenzuarbeiten und uns weiterzuentwickeln. Es gibt immer Leute, die sagen: ‚Das Alte ist jetzt whack und das Neue ist cool‘. Es ist leichter, eine kleinere Crowd zu überzeugen als zu versuchen, bundesweit zu ziehen. Es ist ein Traum von uns, es zu schaffen auch mal 5000 oder 10 000 Leute zu erreichen. Vielleicht mit einer Show ins Fernsehen zu kommen. Und da braucht man manchmal eben einfachere und plakativere Sachen. Wir sind nach wie vor reale Rap-Heads. Die waren wir schon immer und werden wir auch immer bleiben, aber wir wollen Battle-Rap nicht im Keller halten.
Ben Salomo: Es gibt immer Professionalisierungsgegner. Das war früher auch im Sport so. ‚Fußball, Basketball, Football soll Amateur bleiben!‘ Es gab dann sogar Streiks in den Ligen. Die Profis sind die, die sich 24/7 auf den Sport konzentrieren und das ist das, was am spektakulärsten ist. Das ist kein Durchschnitt mehr, das ist Profi-Level. Am Ende des Tages ist das etwas, das jedem Sport zugute kommt. Im Battle-Rap sehe ich das im Punkt der Finanzierung genauso – dass die Rapper irgendwann davon ein korrektes Einkommen haben können – aber auch für den Fan. Wir müssen die Choke-Rate Richtung null senken und da hat Professionalisierung ganz viel damit zu tun. Weil viele Battles einfach nicht cool werden, weil die Leute sich nicht ordentlich vorbereiten können, weil ihr Privatleben das oftmals nicht zulässt. Da haben wir bei uns in der Liga viele Beispiele gesehen und auch bei DLTLLY. Ich denke, dass die Professionalisierung dazu führt, dass sich die Leute besser vorbereiten können und eine bessere Grundbasis haben. Das setzt voraus, dass die Sache größer wird, weil wir den Rappern nicht 1000 bis 2000 euro pro Match zahlen, wenn nicht jedes Battle – ähnlich wie bei KOTD – zwei Millionen Views bekommt, die Leute im Pay-Per-View und für die Tickets ordentlich bezahlen und insgesamt das Ding nicht größer wird. Das ist der Weg dahin. Ich verstehe aber natürlich auch, wenn Leute der Zeit nachtrauern, in der das Ganze familiärer war und es eine Community gab und jeder jeden gekannt hat. Aber auf der Basis in Richtung Professionalisierung wird das den Sport eher unten halten, als dass es das Ding für die Rapper und die Fans groß macht.
Tierstar: Die Ligen gegeneinander auszuspielen ist auch nicht die richtige Herangehensweise, denn für die Rapper ist es einfach nur wichtig, verschiedene Erfahrungen zu machen. Als Rapper wäre es einfach toll, dass er zu Dreistil, zu RAM, zu DLTLLY gehen kann und sehen kann, wo die Unterschiede liegen und worin er stärker ist. Wo sein Talent besser aufgeht, wo er mehr Schwierigkeiten hat, weil es unterschiedlich ist, einmal in der Crowd oder auf der Bühne zu rappen. Mit Mikro oder ohne Mikro, freihändig, einhändig. Es gibt so viele Unterschiede dabei und ich denke, dass man nur aneinander wachsen kann. Desto mehr Stadien, desto schneller wächst der Sport.
Leider ist unsere Zeit schon um, ich hätte gerne noch nachgehakt. Doch die Show geht bald los und die beiden Moderatoren müssen bald auf die Bühne.
Als Abschlussfrage: Was waren eure Highlights der vergangenen sechs Jahre?
Ben Salomo: Das als letzte Frage? Da könnten wir jetzt viele Highlights aufzählen.
Tierstar: Es gibt so viele Momente von der Cypher, vom Freestyle … Wir haben so viele verschiedene Disziplinen. Deshalb geht auch der Vergleich mit anderen Ligen nicht immer, weil wir dieses einzigartige Konzept haben mit dem Freestyle und den A capellas. Ich habe in jeder Disziplin meine eigenen Favoriten und wir verteilen am Ende des Jahres auch immer Awards. Da braucht man nur auf unsere Award-Liste gucken: Das sind meine Highlights!
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Radio-Afficionado. Von Deutschrap über französischen & britischen Rap und natürlich Österrap. Außerdem Battle-Rap-Fanatiker und beherrscht die Beistrichregeln, nicht, besonders, gut.