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Austro Round-up (KW 23-25/21)

Austro Round-up (KW 23-25/21)

Auch neben Alben/EPs von Sharktank, den pan kee bois und Hardy X sind in den vergangenen Wochen interessante Releases erschienen – wie gewohnt im neuen Austro Round-up zusammengefasst. Über einige davon haben wir bereits in der ersten Ausgabe unseres neuen Video-Formats The Message Show auf vlan.radio gesprochen – darunter über die „Baby Boy„-EP von Wandl, „Eye“ von Boltn und „Ok“ von Arkan45. Kürzlich zu Gast bei WNMRDNMP war Svaba Ortak, der jüngst sein neues Album „Atlas Oder Nada“ veröffentlicht hat.

Weiters möchten wir auf die Streams auf dem Twitch-Kanal von Varit aufmerksam machen. Der Wiener Rapper, Teil des Rap-Duos Barbee n‘ Flow, führt jeden Donnerstag ab 20 Uhr ausufernde Gespräche mit österreichischen Rappern – zuletzt etwa mit Faun, Fate, CraZy FeX oder Böser Wolf, demnächst folgt JerMC. „Ich wollte als Zuseher ein Format, bei dem sich Musiker auf Augenhöhe über Dinge unterhalten, als würden sie ohne Kameras zusammen im Wohnzimmer hocken“, sagt er zur Motivation dahinter. Zuschauer*innen können jederzeit via Live-Chat interagieren. Das gilt auch für die Quizrunden, die jeden Montag stattfinden und einen starken Austrorap-Fokus haben. „Ich habe sowas privat immer schon gerne gemacht. Zusätzlich zu meinem Spaß ist es cool, wenn es ein wenig Entertainment-Content über die österreichische Szene gibt. Mit Blick auf Deutschland merkt man, dass wir sehr wenig dahingehend haben“, führt Varit aus.

Text: Simon Nowak & Simon Huber

Releases

MSMC – Onkumma

Seit mittlerweile 20 Jahren ist MSMC als Rapper aktiv – neben Soloreleases etwa als Teil der Crews Slangswitch, Familienbande und Club der Menschen, außerdem organisiert er die Stylebreak-Jams im Wiener Loop. Dieses stolze Jubiläum feiert der Salzburger, der schon lange in Wien-Ottakring wohnt, mit einem neuen Mini-Album. Auf „Onkumma“, erschienen am 18. Juni, treffen nachdenkliche Mundartraps über Alltägliches, das eigene Umfeld und verarbeitete Erlebnisse auf Beats mit 90er-, manchmal auch Funk-Einschlag und vielen Cuts. Die Produktion stammt von Drunkadelic, wobei mit Hömal ein weiterer Crew-Kollege aus dem Club der Menschen an den Drums unterstützt.

Textlich bringt MSMC einiges ein. Während er auf dem Titeltrack seine Freude am Gleichklang von Dialektworten unterstreicht, wird es auf so manch anderem Track richtig deep. Auf „Einzelkämpfer“ arbeitet er seine Kindheit und Jugend inmitten zweier dauerkriselnden Eltern auf, auf „Bier“ setzt er sich in die Sichtweise aus der Zeit eines mittlerweile überwundenen Alkoholproblems zurück. Politischer wird der Rapper vor allem auf „Vun außen“ über den Frust über fehlende Chancengleichheit.

Grandmaster Flow – Weg

„Ich steh auf Gangstarap und klassische Musik“ – Worte aus dem Track „Dreh das auf“, die vom Sound der neuen Solo-EP von Grandmaster Flow schon nicht so weit entfernt sind. Der Linzer Rapper aus dem Bluntkartell setzt auf sehr bouncige, orchestral angehauchte Beats, die er wie gewohnt selbst produziert hat. Darauf vermischt Grandmaster Flow Rap und Singsang, flowt ambitioniert auf Deutsch und Spanisch und baut die ein oder andere Doubletime-Passage ein. Lyrisch ist es bisschen ein „Kraut und Ruam“-Programm, zumal die Übergänge zwischen tiefgründigen persönlichen und politischen Lines und mitunter stumpfen Representer-Lines teils fließend sind – wobei Letztgenannte doch klar in der Unterzahl sind.

Als deepester Track erweist sich „Mitternacht“, die Videosingle zur EP. Bei melancholischen Sound schwingt auch textlich viel Weltschmerz und Gute-Zeiten-Nostalgie mit. Die schön gesetzten Cuts kommen dabei von Def Ill. Dass HipHop für Grandmaster Flow weit mehr als „nur“ Musik bedeutet, macht er im Outrotrack klar – einem Possecut mit Socn, Benjo von KGW3, Haag und Skorpy.

Rudi Ae & MF TOM – Ein Paar Tracks

Smooth und unkompliziert geht es beim Stuttgarter/Wahlwiener Rapper Rudi Ae und seinem Produzenten MF TOM zu. Gemeinsam haben die beiden „Ein paar Tracks“ gemacht – und das auf beiden Ebenen auf einem sehr sauberen technischen Level. Schön ausgestaltet mit eingespielten Instrumenten, zeugt die gleichnamige EP für viel Affinität zum Westcoast-HipHop-Sound der 90er. In den wavy Beats kann man sich nun mal schnell verlieren – das weiß auch Rudi Ae, der so gerne abschaltet und sehr entspannt drüberflowt. Teils in Representer-Manier und mit Punchlines, wobei er gleichzeitig viel gesellschaftspolitisches Bewusstsein durchdringen lässt.

Singles

Texta – Ka Hoibe Soch

„Wir san wieder, besser g’sogt no imma do“ – das ist nach bald 30 Jahren Bandbestehen und dem Verarbeiten des bisher schwersten Schicksalsschlags der Linzer Rap-Szene, dem Tod ihres Mitglieds Huckey 2018, sehr beachtlich. Es ist naheliegend, dass sich Flip, Laima und DJ Dan die Sinnfrage gestellt haben. Letztlich haben sich die drei zum Weitermachen durchgerungen. Ihr Anspruch: Als Rap-Crew trotz aller Widrigkeiten in Würde altern, treu geblieben sind sie sich ohnehin immer. Auf der Single „Ka Hoibe Soch“ reflektieren sie diesen Prozess und lassen Huckey mit einem Cut-Part aufleben. „Nach zwei sehr feinen Shows Ende 2019 haben wir uns ab Mitte 2020 dann doch wieder regelmäßig ins Studio begeben, um unser achtes Album aufzunehmen“, schreiben Texta begleitend zum ersten Vorboten von „Mehr oder Weniger“. Das Album ist für 1. Oktober angekündigt.

Big Bang – Intro

Keine halben Sachen macht auch die Wienzeile – die deshalb seit dem letzten gemeinsamen, 2011 erschienenen Album „Höllensturz“ mehr oder weniger ruht. Klar, Kreiml & Samurai waren nie weg, doch die anderen beiden Rapper legten lange Pausen ein. Aber das war mal. Vergangenen Sommer legte Johnny Aitsch mit seiner Solo-EP „Endlich“ vor, nun zieht Big Bang nach. Der großgewachsene Wiener Rapper kündigt für September die „Keine Zeit“-EP auf Beats von Tschernophil an. Im kürzlich vorgestellten Intro wählt Big Bang klare Worte – rauer 90-BPM-Sound, Fokus auf Punchlines. Schön, dass er wieder da ist!

Boardallein & Träum Schön – Wiener Kur

Die vergangenen Wochen standen vor allem im Zeichen gelockerter Coronaregeln und Rekordtemperaturen, die für eine belebte Innenstadt und in weiterer Folge Polizeieinsätze und Platzverbote vor allem gegen Jugendliche sorgten. Getreu dem Motto „nach einem Jahr meditieren endlich mal wieder paniert“, veröffentlichten Boardallein und Träum schön eine entspannten Partyhymne für die „Wiener Kur“. Mit Bildern vom Karlsplatz und Vocal-Samples aus einschlägigen Videos geht um diese gegenwärtige Zu(a)stände zwischen kollektiver Eskalation und ausgedehntem Hedonismus, der Rückeroberung des öffentlichen Raums und die fast anarchischen Momente jenseits von Dresscodes und fetten Soundsystemen, die die gängigen Partyspots in Wien prägen.

Obwohl es erst der dritte „wirkliche“ Track ist, ist Boardallein mittlerweile Teil des Labels futuresfuture und deren Neuausrichtung mit nachrückenden Acts, zu denen auch Gazal und Nike101 zählen. In der Vergangenheit ist er auch als DJ und Produzent als Kilian Gamlich aufgetreten und war Orchestertrompeter – ein Instrument, das er auch ins eine HipHop-Produktionen immer gerne einbaut.

Schwesta Ebra – Deine Dickpicks

Seit einiger Zeit spezialisiert sich Ebru aka Schwesta Ebra auf politischen Instagram-Content – vor allem in den Bereichen LGBTQI, Intersektionaler Feminismus und Integrationspolitik. Seit heuer tritt die Wienerin auch rappend in Erscheinung. Nach „Männer haben“ veröffentlichte sie im Pride Month ihre zweite Single „Deine Dickpicks“. Ein Statement gegen die vielen Männer, die die Inboxen von Frauen ungefragt mit ihren Geschlechtsteilen zumüllen. Und ja, das hat leider circa so viel mit Einzelfällen zu tun wie es bei FPÖ-Politiker*innen und Rechtsradikalismus der Fall ist. Schwesta Ebra möchte das Thema weiter aus der Tabuzone führen. „Wir wurden schon belästigt, da waren wir nicht mal 15“, rappt sie etwa. Das unterstreichen auch einige Wortmeldungen im begleitenden Instapost, wo belästigte Personen angeben, in welchem Alter sie erstmals ein Dickpick erhalten haben – eine davon sogar schon mit neun. Kein Kavaliersdelikt, einfach nur ranzig.

See Also
Newcomer Forever von Yash

Verifiziert – Asphalt

Schlaflos durch die Nacht, im Auto mit Schiebedach durch die Stadt, am Ende gemeinsam nach Hause – oder auch nicht. Alltägliche Gefühlswelten und Erlebnisse zwischen Asphalt und den eigenen vier Wänden ziehen sich als Textfetzen durch die Tracks von Verifiziert. Wie ein Loop also, alles auf Repeat. „Sag´, sind wir nicht im Kreis gefahren, waren wir hier nicht schon mal?“, fragt die Wiener Sängerin folgerichtig auf „Asphalt“. Erneut beweist sie dabei ihr Händchen für eingängigen Sound mit viel Ohrwurm-Potenzial. Waren die vergangenen beiden Nummern „SOS“ und „Schlaflos“ von Florida Juicy produziert, holte sie diesmal Unterstützung von den Heiße Luft-Produzenten food for thought & Hardy X.

T-Ser – Deal

Dasselbe Produzentenduo hat auch den Sound des neuen T-Ser-Tracks „Deal“ beigesteuert. Der – man kann es nach so vielen Jahren definitiv sagen – Wiener Rapper bewegt sich im dazugehörigen Video mit einem Teil der Akashic-Crew zwischen Alt-Wiener und protziger Unterweltästhtik und setzt auf unmissverständliche Lines: „Mache Big Business mit den Big Boys / Dein Preis für nen Brick ist ein Bitcoin“, rappt er auf dem minimalistischen Beat über den zur Schau gestellten Hustle.

Weiteres

Releases

Devaloop & Ryler Smith – „Eternal Dreams
Diskoromantik – „Disko ist die Band
Kinetical – „Behind The Curtain / High Fidelity

Videos

Average & David Raddish – „Kids
Bibiza – „Dito
Dacid Go8lin – „Around You
Dauawizzy – „Pro Bono
Diggerue – „Endlich Raus
Dr. Docs – „Sarkopharg
Drexor – „Coco Chanel
Eli Preiss & beslik meister – „Aba Warum
Giacomo X & Supergerne – „007
Inoffiziell.Goldenboy feat. Duke102, Stacks102 & Slav – „Na Feriach
Lobato6800, BCN3$S – „Von Unten nach Oben
Meydo & Valentino Lazaro – „Immer wieder
Mirjam Catal – „Vibin‘
Mosch & Polifame – „ZeitfiadiZeit
Mr. Robbery – „(K)ein Arschloch
Pale Male feat. Soia – „Movin
Pan kee bois – „Ich Grind
Rheventon – „Reventon
Tripface – „Wach
Vorl – „Träume

Tracks

Brown-Eyes White Boy – „Airbubbles
Gazal – „Regenbogenlove
Ikonik – „Vorbei
Redeyeblue (Boogie Bang & e.kwality) – „Chasin
Savi Kaboo – „Eternal Day

Du möchtest mit deinem Release/Video ebenfalls im Austro Round-up vertreten sein? Schicke uns gerne ein Mail an [email protected]