"The hardest thing to do is something that is close…
Zum 25. Mal ging dieses Jahr das Splash! in Ost-Deutschland über die Bühne. Headliner der 2023er-Ausgabe, die von 29. Juni bis 1. Juli stattfand: Kendrick Lamar, der zu Festival-Beginn am Donnerstag aufgeigte. Der deutsch-französische Kultursender arte streamte live vor Ort und lädt nun peu à peu die ausgewählten Gigs zum Nachschauen auf YouTube hoch.
Paula Hartmann setzt Statements
Eröffnet wurde die Main-Stage des Festivals von Paula Hartmann, die kurze Zeit zuvor auch am Wiener Donauinselfest zu sehen war (und dort mit ihrem Auftritt begeisterte). Paula Hartmann macht verträumte, gar zauberhafte Pop-Musik mit berührenden Texten, die der Gen Z aus der Seele sprechen – und ist damit vielleicht nicht der logischste Opener eines HipHop-Festivals, trotz ihrer Kollaborationen mit Casper, Haftbefehl, Luciano und Luvre102.
Glücklicherweise leben wir im Jahr 2023, wo man die Dinge nicht mehr so eng sieht – über die typischen, verbitterten Social-Media-Kommentare sollte man ja hinwegsehen. Paula Hartmanns Auftritt war nämlich ausgezeichnet – und zwar nicht nur aufgrund ihres offensichtlichen musikalischen Talents und dem hohen Sympathie-Faktor.
Wichtige Statements kamen schließlich auch nicht zu kurz. Ihre Kollaboration mit Céline, „3 Sekunden“, einer der herausragenden Tracks des Jahres innerhalb des Deutschrap-Kosmos, performte sie zwar aus Zeitgründen nicht – eine umjubelte Respektbekundung an jene, die den Mut haben, „gegen dieses toxische System anzugehen und darüber zu sprechen“, baute Paula Hartmann allerdings in ihr Set ein. Tolle Künstlerin, 2024 auch zweimal in Österreich auf der Bühne zu sehen: Am 20. April im Wiener Gasometer und am 21. April im Linzer Posthof.
Übler Moment bei Shindy
Am Donnerstag bespielte auch Shindy – einst von Bushido aufgebaut wie Kovačić von Chelsea – die Main Stage. Sein Set eröffnete er mit seinem momentan viel diskutierten Disstrack gegen Kollegah und Farid Bang, „Free Spirit“. Eine mutige Entscheidung, diesen frisch veröffentlichten 5-Minuten-Track ohne Hook zu performen. Über die Atemprobleme machte sich dann die Gegnerschaft lustig – vielleicht hat sich Shindy tatsächlich ein wenig übernommen. Kann passieren.
Das Problematische an „Free Spirit“ war etwas ganz anderes: Dass Tausende die Bezeichnung „Ausländern*tte“, die Shindy in „Free Spirit“ als Beleidigung in Richtung Kollegahs Mutter eingebaut hat, mitrappten, war definitiv ein übler Moment. Sehr verstörend. Bis dato hat arte den Shindy-Auftritt noch nicht hochgeladen.
Einen starken Auftritt legte $oho Bańi hin, der die Masse mit seinem New-Wave-Sound begeistern konnte.
Gabber, Gabber, Gabber
Am Freitag geigten dann unter anderem Haiyti und Haftbefehl auf – Haftbefehl hatte mit Shirin David auch einen Special Guest im Gepäck. Eine Live-Aufzeichnung gibt es zum Haftbefehl-Gig nicht, im Gegensatz zum „Stadium Rock“-Gig von Haiyti, die ihr Set mit „Wolken“ beendete und mit ein bisschen Gabber garnierte.
Apropos Gabber: Auch der Ski-Aggu-Auftritt wurde von den arte-Kameras festgehalten. Ski Aggu hatte sogar 2 Special-Guests, in der Form von Joost Klein und Otto Waalkes, dabei. Gemeinsam performten sie den klamaukigen Nummer-1-Hit „Friesenjung“. Die Stimmung war gut, die Performance selbst? Naja, Geschmacksache.
Freitag-Abend war auch Trettmann-Zeit. Der Leipziger bot eine gewohnt starke Performance, bei der auch Paula Hartmann mitwirkte („Gekreuzte Finger“) – und in der alle Hits von „Knöcheltief“ über „Billie Holiday“ bis zu „Grauer Beton“ auf die Bühne gebracht wurden.
Besuch aus Übersee
Thema US-Acts: Hier gibt es leider keine Aufzeichnung des donnerstägigen Kendrick-Lamar-Gigs. Stattdessen wurden die Auftritte von Denzel Curry, Meechy Darko und Night Lovell zur Nachschau festgehalten. Denzel Curry wurde hierbei seinem Ruf als Live-Maschine gerecht.
Ufo rockt das Splash
Headliner zu Samstag-Mitternacht war dann Ufo361, der eine Show mit vielen Aufrufen zu Mosh-Pits und Pyrotechnik kredenzte. Bleibt zu hoffen, dass arte die Aufzeichnung noch hochlädt. Bereits verfügbar: Die Gigs der 102 Boys und von Lugatti & 9ine.
Österreichische Beiträge
Am Samstag filmte arte den Gig von Verifiziert mit (noch nicht online). Nicht der einzige Österreich-Beitrag, waren auch Donna Savage, Esther Graf (Mitschnitt ebenfalls noch nicht online), Bibiza, Eli Preiss, Gola Gianni, Kitana, 3310 am Splash! vertreten.
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