Deschek vom Message. Gebts ma an grünen Avatar heast!
Der Platz am Kaminsims ist freigeräumt, die acht Exemplare der goldenen Ananas sind vergeben – die The Message Awards sind wie im Vorjahr aus Holz geschnitzt. Es war uns eine Freude, mit der dritten Ausgabe der Awards einige der talentiertesten Artists aus diversen Ecken unserer Musikwelt hervorzuheben. Wenngleich die Entscheidungsfindungen in allen Kategorien nicht einfach waren – von der Shortlist bis zu den Gewinner*innen. Mitunter hat es innerhalb der Jury lange Diskussionen sowie Stichwahlen gegeben. Keine Frage, auch heuer haben viele Artists durch die Finger geschaut, die es sich ebenso verdient hätten. Awards eben, ihr kennt das Spiel.
Die The Message Awards haben am 25. Februar erstmals als Live-Event mit Publikum im Wiener Brick-15 stattgefunden. Für alle, die nicht dabei sein konnten und alle, die nochmal eintauchen wollen, haben wir die Verleihung aufgezeichnet und in voller länge auf YouTube gestellt. Eine Zusammenfassung der Gewinner*innen findet ihr weiter unten im Artikel.
Die Gewinner*innen
Future Sound des Jahres: Dorian Concept – What We Do For Others
Das „Bedroom Producer Wunderkind“ aus Wien ist teil der Generation Myspace-Producer. Über Youtube-Videos erspielte er sich mehr oder weniger über Nacht Fans bis in die höchsten Kreise der Musikwelt. Es folgen international gefeierte Alben und Konzerte überall – Kategorie „Weltberühmt in Österreich“. Dorian Concept brilliert auf seinem zuletzt erschienenen Album „What We Do For Others“ und zeigt Tracks voller Witz und Innovation. Die Basis nicht verlieren, aber sich nicht mit dem Status Quo zufrieden geben, das gleiche Rezept neu erfinden. Die Abzweigung nehmen, die andere vielleicht nicht nehmen wollen, sich nicht trauen. Dabei aber nie den Soul und Groove verlieren. Nicht umsonst ist dieses Album vergangenen Oktober auf Flying Lotus‘ Label Brainfeeder erschienen.
Instrumentalalbum des Jahres: Brenk Sinatra – Gumbo III
Mit „Gumbo III“ erhielt die 2008 begonnene und 2011 fortgesetzte Beat-Trilogie von Brenk Sinatra ihren langersehnten Abschluss. Man möchte gar nicht wissen, wie viele unverwendete Beats auf diversen Festplatten des Kaisermühlners herumliegen. Für seine „Gorilla Diaries“, so der Zusatzname des Albums, hat Brenk 20 Produktionen aus den Jahren 2012 bis 2016 aus den Katakomben geholt und darauf geachtet, den musikalischen Spirit der Instrumentals unverändert zu lassen und den Sound nicht mit dem gegenwärtigen Sound-Zugang zu verfälschen.
Newcomer des Jahres: FEDX
In kurzer Zeit hat FEDX mit Newkid-Ästhetik und klamaukigen Videos eine enorme Reichweite aufgebaut. Die Rede ist von seinem TikTok-Kanal, dem über 120.000 Leute folgen. Parallel setzt sich der Grazer als Rapper auf die Karte, die Charts sind das erklärte Ziel. Nach Eigenaussage musikalisch geprägt durch Herbert Grönemeyer, Falco, Flavio und Genetikk, mag der erst seit wenigen Jahren rappende FEDX stilistisch in der Ausprobierphase sein. Die 2022 erschienenen Singles sowie die EPs „Bumm Bumm Bang Bang“ und „Lektion.1“ haben dennoch Format. Moderner, teils tanzbarer, teils drilliger Sound trifft auf gerappte und gesungene Geschichten aus seinem turbulenten Leben – zwischen dem Drogensumpf, einem bekämpften Tumor, verlorenen Freunden, geschöpfter Kraft und geweckten Ambitionen. Ein spannender Künstler, von dem auch 2023 einiges zu erwarten ist.
Rap-EP des Jahres: Roko von der Tanke – Kiša
Es ziehen förmlich Wolken auf, wenn Roko von der Tanke zwischen Rausch und Adrenalin vom Leben erzählt. Nur Ott und Geld bleiben bunt. Auf “Kiša” gibt sich der Trauner Rapper gewohnt düster – nicht nur durch die eigenproduzierten Beats, sondern auch durch die Texte, in denen er frei von der Seele rappt. Von Struggles mit den Cops bis hin zur ewigen Odyssee in den eigenen vier Wänden. Alles ohne Künstlichkeit, sondern ehrlich und direkt. Trotz der Attitude werden die Lines keinesfalls nur rausgehaut, die Tracks wirken durchdacht, die Worte gut platziert. Eingängige Hooks vollenden den charakteristischen Tankensound und machen die EP zu einem rap- und soundtechnisch stark umgesetzten Projekt.
Producer des Jahres: Fid Mella
Wie schon 2020 verdiente sich Fid Mella mit einem extrem produktiven Jahr den Award in der Producer-Kategorie. Jedes Projekt trägt seine Handschrift, nichts klingt dabei gleich oder abgedroschen. Neben den Alben mit Kamp („2urück ohne 2ukunft“), Giani („Moodwaves“) und dem Silk Mob („New Silk“) ist ganz nebenbei auch noch sein erstes Producer-Album, „Hella Mella Vol. 1„, erschienen.
Act des Jahres: Kitana
Als Mittzwanzigerin hat Kitana schon viel erlebt – in und abseits der Musikwelt. Im Vorjahr war es für die Wahlwienerin an der Zeit, die Lorbeeren zu ernten. Das untermauerte etwa ihr gleichnamiges Debütalbum. Kitana präsentierte sich 2022 vielseitig und raptechnisch ausgefeilt. Storytelling, persönliche Geschichten, Punchlines und ein markanter Style. Kitana hat sich zu Recht einen Namen gemacht – nicht nur durch das Album, sondern auch durch Singles wie „Block“, „Viel/Runnin“ mit Beloskoni oder das Feature „Original“ mit Timey. Nach dem Gewinn des The Message Newcomer-Awards 2021 führte diesmal in der Act-Kategorie kein Weg an Kitana vorbei.
Rap-Album des Jahres: Kamp & Fid Mella – 2urück 0hne 2ukunft
Nach „Versager Ohne Zukunft“, damals im Track „Der Anfang vom Ende“ als „erstes und letztes Album“ bezeichnet, schien die Reise zu Ende zu gehen. Der exzessive Lifestyle hatte Kamp ausgelaugt, sein Leben war aus den Rudern gelaufen, ein klarer Schnitt aus Alkoholismus und Dauerselbstbemitleidung wohl notwendig. Von außen schien es überraschend, dass Kamp 2022 dann auf einmal wieder da war, den Nachfolger seines Klassikers releaste. Doch die Vorlaufzeit war lange, über die Jahre war der Wiener Rapper mal mehr, mal weniger mit Fid Mella im Studio, feilte an Tracks und ließ sie reifen. Ein Streifzug durch das in den vergangenen Jahren Erlebte und Verarbeitete, gewohnt bildhaft getextet, mit Wortspielen, Seelenstrips und Selbstreferenzen ausgeschmückt. Kamp ist erwachsener, sein Leben gewöhnlicher geworden, doch in den Tracks gibt es wieder viel zu entdecken – mehrmalige Durchläufe lohnen sich. Die samplebasierten Beats von Fid Mella liefern den passenden Soundteppich.
Message des Jahres: KeKe – Intro
Vor zwei Jahren hätten wir nicht damit gerechnet, dass es so lange still sein würde um KeKe. Bis Mitte 2022 mit „Intro“ ein Comeback erscheint, das nicht mehr Nachdruck haben könnte. Ruhig, aber mit reichlich Stärke in der Stimme, erklärt Keke auch warum: Auf Ruhm und Erfolg folgten Belastung und schwerere psychische Probleme. Keke zeichnet aber nicht nur die eigene Realität nach, vor allem sind es Lines wie „wenn ihr eine struggelnde Person nicht schützt, könnt ihr euren Job nicht machen“, die sich einprägen. Das ist unser gesellschaftlicher Umgang mit psychischer Gesundheit. Solange Therapieplätzen noch mehrere Monate Wartezeit vorausgehen, bei Weitem nicht für alle leistbar sind, Mental Health als Trend abgetan wird und Betroffene selbst für die eigenen Situation verantwortlich gemacht werden, braucht es Intros wie dieses. Auf EPs, Alben und vor allen in Form von gesellschaftlichen Debatten.
Im Namen der Redaktion bedanken wir uns abschließend nochmal herzlich bei den externen Jurymitglieden – DJ Hooray, DJ Phekt, Frederik Dörfler-Trummer, Splank, Sunny & Zaza Mank von WNMR und Funkmasta Koal, der obendrein noch die DJ-Rolle übernommen hat. Sie haben die Awards begleitet, Input gegeben, auch dank ihrer Expertise und den abgegebenen Stimmen zu den Entscheidungen beigetragen und zum Teil die Gewinner*innen verkündet. Ein großer Dank geht auch ans Team des Brick-15 fürs Bereitstellen der idealen Location und der Ermöglichung eines reibungslosen Ablaufs.
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