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Austro Round-up // Februar 2022

Austro Round-up // Februar 2022

Über die im Februar erschienenen Alben/EPs von B.Visible, Koko Tai, Mahagoni, Schwesta Ebra, Whizz Vienna und Young Krillin & Mosch, das Remix-Album von Fate, Singles von Aze, Katharsis & Heinrich Himalaya, Mile & Flip feat. Siska, Skofi, Yasmo & die Klangkantine sowie die junge Vorarlberger Crew GAS haben wir bereits gesondert berichtet. Aber keine Sorge, das neue Austro Round-up ist alles andere als eine Restlverwertung. Auch hier finden sich zahlreiche interessante Neuerscheinungen aus dem austriakischen HipHop-Kleinod.

Text: Simon Nowak, Janina Lenz & Hilde Mayer

Releases

Phil Fin – Philharmonie

Sechs Jahre hat die „Ghörig“-EP des Duos Penetrante Sorte mittlerweile am Buckel. Während DJ King mit seinem Deine Mutter Studio seither an diversen Releases beteiligt war, war es um Frontmann Phil Fin ruhig – abgesehen von einzelnen Features. Im Februar meldete sich der Gsiberger Wahlwiener mit der EP „Philharmonie“ zurück – einem Solorelease. Teils auf selber produzierten Beats, Scheinizzl und Jamin, der auch mit einem Gesangs-Feature vertreten ist, haben weitere beigesteuert. DJ King hat diesmal also „nur“ Cuts, Recording, Mixing und Mastering übernommen.

Real Rap, no gimmicks – ganz nach diesem Motto hat Phil Fin auf Musikvideos oder eine über einzelne Posts hinausgehende Social-Media-Präsenz verzichtet. Lieber die Musik sprechen lassen. Wie gewohnt on point im V-Style gerappt, knüpft er quasi nahtlos an ältere Tracks an. Zwischen Representern und nachdenklicheren Lines über die eigene Zukunft und jene der Welt fährt Phil Fin auf sieben Tracks ein gutes Programm.

Scheibsta – Hug Your Clowns

Mit der „Hug Your Clowns“-EP lieferte auch Scheibsta nach längerer Zeit wieder ein Soloprojekt. Freilich war es in der Zwischenzeit alles andere als ruhig um ihn. Der Salzburger Rapper hat nach dem Album „Nächstes Kapitel“ 2019 sein Bandprojekt Scheibsta & die Buben ad acta gelegt. Seither trat er allen voran auf FM4 bei seinen „Daily Rap ups“ zum Tagesgeschehen in Erscheinung – bisher in 45 Ausgaben. Jüngst startete er die vierte Staffel mit einem Song zum Ukrainekrieg und Wegen, die kollektive Ohnmacht zu übertauchen und – egal ob im kleinen oder im großen Rahmen – die betroffenen Menschen zu unterstützen.

Auf „Hug Your Clowns“ hat Scheibsta fünf Songs geparkt, die zumindest teilweise auf den Rap Ups basieren. Dabei handelt es sich aber nicht um die jeweils innerhalb weniger Stunden entstandenen Originale, sondern um aufpolierte Versionen. So entwickelte sich „Es is eh scho Wurscht“ vom kritischen Kulturpolitik-Kommentar aus der Anfangszeit der Pandemie zu einer allgemeineren Wurschtigkeitshymne. Zum Release gesellte sich mit „Bubble“ eine zweite Videosingle. Sie und Tracks wie „Weltschmerz“ oder „211213“ offenbaren eine der Stärken Scheibstas: Tiefgründige Themen gewitzt dechiffrieren und lebensnah zwischen überzeichnendem Storytelling und lebensnahen Aufarbeitungen präsentieren. Am Ende kommt die Botschaft immer an. Besonders unmissverständlich auf „Keine Antwort“.

Oszkar – Neben der Spur

„Stabiler Rap af Dialekt“ – dafür möchte Oszkar mit ihrem Namen stehen. Die in Innsbruck lebende Rapperin veröffentlichte kürzlich „Neben der Spur“, ihr zweites Extended Play nach „Die Hitze des Eisbergs“ aus dem Jahr 2019. Nur um welchen Dialekt handelt es sich da eigentlich? Irgendwie klingt das sprachlich nur so halb-vertraut. Irgendein entlegenes Tiroler Tal ohne öffentliche Anbindung vielleicht? Nein, nein, weit gefehlt. Eine schnelle Onlinerecherche klärt das Rätsel auf: Oszkar rappt auf Oberpfälzerisch. Ein Dialekt, in dem etwa auch Bbou, Liquid oder Maniac zu hören sind und der über der Grenze quasi als bayerisches Steirisch verschriehen ist. Aber alles halb so wild, Oszkar bellt trotz „Ou“ nicht ins Mic.  

Die Selbstwahrnehmung trifft durchaus zu. Oszkar rappt nämlich nicht neben der Spur, sondern ganz schön stabil. Unterstützt durch Beats von Beatmund Noise und ein Bauernhof-Video zu „Lou Mi Sa“, liefert sie vernünftige und aus dem Leben gegriffene Texte – zwischen popularphilosophischen Lines und gesellschaftskritischen Tönen wie auf „Harte Töne“ oder „Dorfschande“. Gelungene EP.

Gola Gianni – Gola Pack 3

Gola Gianni veröffentlichte am Freitag seine lang erwartete EP „Golapack 3“, mit den bereits als Singles erschienenen Songs „Gucci Freestyle“, „Ok! Ok!“ und „Britney“. Er bringt darauf seinen ganz eigenen Trademark Sound mit einem Mix aus englischen und deutschen Lyrics zur Geltung und beweist das Offensichtliche: Gola ist aus der österreichischen Rapszene momentan schwer wegzudenken. Als einzigen Feature-Gast holte er sich Gubbi Mane auf den Track „Miami Vice“. Zu „Twitch“ gab es als Draufgabe noch ein von Simp produziertes Video.

Anstatt sich nun auszuruhen, arbeitet er lieber zusammen mit Produzenten wie Mistersir (Yung Hurn), Palazzo (Capital Bra, Young Thug) und Heaven in Stereo (Kalim, Lil Uzi Vert) an seinem Album, das noch heuer erscheinen wird. Man darf also gespannt sein.

Beatbangers & Devillion – Kings of the Chill – Kapitel 2

Was wäre ein Austro Round-up nur ohne die Beatbangers? Statt dem alten Ländle-Klischeestehsatz „Schaffa, schaffa, Hüsle baua“ ist es bei den beiden Vorarlberger Rap-Altspatzen eher ein (Achtung, stümperhaftes VIE-bergerisch) „Schreiba, schreiba, Tracks ufnehma“. Nach der im Jänner releasten EP „Humble Rap“ legten die Beatbangers – diesmal nicht solo zu zweit, sondern im erprobten Gespann mit Devillion – mit „Kings of the Chill – Kapitel 2“ nach.

Neun Tracks stark, liefert das Feuerfabrik-Triumvirat auf scheppernden, Boombap-lastigen Beats gediegene Raps und einen inhaltlichen Kraut-und-Rüben-Mix. Mal im Representermodus, mal mit berappten Nebensächlichkeiten, Storytelling-Ausflügen und immer wieder kurz angeschnittenen ernsteren Themen, fahren die drei ihr gewohntes Programm.  

Singles

Kamp & Fid Mella – 202 / Wackelkontakt

Das Comeback nimmt langsam, aber Sicher Form an. Rund 20,2 Millionen Wimpernschläge oder auch 13 Jahre nach „Versager ohne Zukunft“ serviert Kamp am 1. April mit dem Album „202“ auf Beats von Fid Mella einen Nachfolger des Classics. Nach seinem Lebenswandel zollt der Stolibub der wilden Vergangenheit aber primär in selbstreferenziellen Lines Tribut. Den exzessiven Bsufflifestyle an den Nagel gehängt und gegen ein ur fades normales Leben eingetauscht, scheint sich in all den Jahren trotzdem wieder genug Stoff für Tracks und Geschichten aus Kamps Feder aufgestaut haben. Den Weg dahin lässt der Wiener Rapper vorab mit der schönen Titelsingle Revue passieren.

Weil wir die Erstellung der Austro Round-ups ähnlich laid-back angehen wie Kamp die Gestaltung von Doppel-EPs sehen, hat sich in der Zwischenzeit schon die nächste Single aufgestaut. Langsamer als Kamp sein, quasi auch eine Leistung. Auf „Wacklkontakt“ wird weniger posiert, dafür gibt es umso detailiertere Einblicke. Kamp berappt etwa den Tod seiner Mutter, die Abstinenz und die Verlockung aufflackernder Süchte.

Eli Preiss – Glühheisse Wüste

Flashbacks in 90er Mario Kart-Kulissen schenkt uns Eli Preiss mit ihrer Single „Glühheisse Wüste“, die nach der beliebten Rennstrecke des Videospiels benannt ist. Hinter dem nostalgischen Titel verbirgt sich allerdings ein tiefgründigerer Song, auf dem Eli auf einem Uptempo Trap Beat eine wahre feministische Hymne erschafft. Mit Leichtigkeit räumt sie so mit, im HipHop leider noch weitflächig vertretenen, Stereotypen und Hatespeeches auf, weist frauenverachtende Rapper ebenso wie Frauen, die andere Rapperinnen aus Angst vor Competition klein halten wollen in ihre Schranken.

See Also

Missstände aufzeigen/ Real bleiben/Das war Rap“ textet Eli im Song selbst und all das sind Thematiken die heute leider tatsächlich oft zur Nebensache werden. Eli gelingt dies mit der zweiten Singleauskopplung ihres kommenden Albums „LVL UP“ dafür umso besser.

Mary Mabu – Gitana

Mary Mabu liefert mit „Gitana“ nicht nur eine starke Single, sondern zeigt auch, warum man sie in Zukunft auf jeden Fall auf dem Schirm haben sollte. In der Vergangenheit etwa als Sängerin mit Demos auf Beats von Fid Mella oder Suff Daddy in Erscheinung getreten, entwickelt sich der Style der jungen Musikerin aus München/Innsbruck aktuell deutlicher Richtung HipHop. Diesmal auf einem Beat von Sebasi808/Vorsicht und erschienen via Duzz Down San. Mary Mabu punktet mit ihrer Kombinationen aus Rap, Gesang und Attitüde, pendelt in ihren Songs entspannt zwischen softeren und härteren Parts. Der Track steht so auch im Kontrast zur Vorgängersingle „Cinnamon“.

Moskidzo & The Icon – A…B…C

Für Klagenfurter Rap von internationalem Format stehen The Icon. Vor einigen Jahren als Trio im Dunstkreis der lokalen Universität gegründet, stammt der Frontmann Evan Parks aus San Diego. Nach dem 2019 erschienenen Album „Cosmetics“ ist das Crewprojekt offenbar zum Soloprojekt des mittlerweile in Wien lebenden Wahlösterreichers mutiert. Der jüngste Track ist mit Rapper Moskidzo entstanden. Eine lebhafte, von Cursive Beats produzierte Rap-Pop-Nummer mit Latin-Akkorden und Percussions, die auf die wärmere Jahreszeit enstimmt. Die Rapper ergänzen sich darauf gut: The Icon liefert entspannte Zeilen, Moskidzo scharfe Rap-Salven.

Lent – Night for Night

Die bisherige Diskografie von Lent zeigt: Das Rap-Enigma lässt sich nicht in Schubladen stecken. Wie bei einem guten Filmplot, weiß man nie genau, was als nächstes passiert. Und das macht den bei MOM I MADE IT gesignten Künstler so spannend. Seine jüngste Single “Night for Night” schlägt wiederum in eine ganz neue Soundästhetik und wurde von seinem Bruder und Platinproduzent Damian Beats produziert. Hierbei gibt sich Lent überraschend melancholisch-melodisch. Auf einem von Lo-Fi House inspirierten Uptempo Beat, singt Lent über Herzschmerz, eine verflossene Liebe und die Sehnsucht nach einem Wiedersehen.

byyrd – Gasoline

Psychedelische Vibes liefert byyrd nicht nicht nur auf seiner neuen Single „Gasoline“, sondern auch im zugehörigen Video, das mit seinen Visuals (inklusive Glitzermaske) die perfekte Ergänzung zum Song liefert. Der ist, wie von byyrd nicht anders gewohnt, mal wieder ein Unikat, der mit seinem einzigartigen Sound direkt ins Ohr geht und von da auch nicht so schnell wieder verschwindet.

Weiteres

Releases

7meta, Lori & Lilah – Unendlich durch die Straßen
Mavi Phoenix – Marlon
TripFace – Kältebrand EP

Singles

AKZSZ – Es ist wie es ist 2.0
Apollo Sissi – What a Pity
Atlas of the Alps – Me Being Fun
Average & David Raddish – 3%
Boardallein – Egal (nach Plan)
Bouncy – Abella Danger
Chakuza – Asialaser
Dacid Go8lin – Kamet Me Lesh
Don Dom – Broke
Fid Mella & Giani – Wacky Backy
Fid Mella & Wandl – Weit weg
fuckyoumave, mozzi & Alf Dente – 100 Milli
Giacomo X & Supergerne – Letzte Nacht
Gola Gianni – Britney
Großfeld Onetake Vol. 4
Hesi – Flugmodus
Hias Ledger & Zoulist – Oldtimer
Juizz70 – Sterne
Kayo – Max Eberl
Kitana – OJ Freestyle
Llyric – Thriller
MDK & B.Visible – 24/7
Meydo – Nichts zu erklären
Mode, Ramz & Kretzy – Bowser
pan kee bois – FFOSPHOR
prodbypengg, beslik meister, Bibiza & Liebcozy – Fenster
Rheventon Willkommen in meiner Welt
Roko von der Tanke – Immer noch
Queroland feat. deeSandra – Wirklich nix
Redeyeblue feat. Fashawn – We Here
Shabab – Fantasie
ShemA – Tune
Skah & Toni der Assi – Dann mit
Spilif & Claptu – Nazaré
Syc Tyson – Run
Timo Junior – Up And Down
Uncle Kareem – Hätt nie gedacht
Youz & 1100promille – VertrauMeinemBruder